»DAS SÜSSE JENSEITS« Dörfler in Trauer Atom Egoyan untersucht ein Unglück Ein kurzer unaufmerksamer Augenblick verändert das Leben einer ganzen Kleinstadt. Auf winterglatter Fahrbahn kommt ein Schulbus von der Straße ab und rutscht die Böschung hinunter auf einen zugefrorenen See. Das Eis bricht, und innerhalb weniger Sekunden versinkt der Bus und mit ihm 14 Kinder. Erst in der Mitte des Films zeigt der kanadische Regisseur Atom Egoyan ( Der Schätzer / Exotica ) das Ereignis, das für die Bewohner von Sam Dent, Britsh Columbia, zum unüberwindbaren Trauma wurde. Zuvor sammelt Das süsse Jenseits die Erinnerungen der Hinterbliebenen und wenigen Überlebenden der Tragödie ein und folgt dabei einem geschäftstüchtigen Anwalt bei seinen Recherchearbeiten. Kurz nach dem Unglück ist Mitchell Stevens (Ian Holm) an Ort und Stelle. "Für ihre Trauer bin ich nicht zuständig" sagt der charismatische Advokat zu den durch den Schock paralysierten Eltern, "aber lassen Sie mich Ihre Wut lenken". Er verspricht Schuldige für das Unglück zu finden: die Busgesellschaft, die Stadt oder irgendein Arbeiter in irgendeiner Fabrik, der irgendeine Schraube nicht richtig angezogen hat. Die Trauernden klammern sich an die Versprechungen des manischen Schuldsuchers wie an einen letzten Strohhalm. Die Schadensersatzklagen entzweien den kleinen Ort, in dem jeder jeden kennt. Die gemeinsame Fassungslosigkeit weicht einer Atmosphäre von Zweifel und Mißtrauen. Martin Schwickert
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