JAFFA - THE ORANGE'S CLOCKWORK

Vitaminfeinde

Die Geschichte einer Südfrucht

Für den in Paris lebenden jüdischen Filmemacher Eyal Sivan ist die Sache ganz einfach: Ohne den Zionismus, ohne den Wunsch der Juden nach einem eigenen Staat, würden Araber und Juden immer noch friedlich nebeneinander leben. In diversen Filmen hat er dieses Thema immer wieder auf eine Art präsentiert, die ihn zum Liebling der Antisemiten macht. In seinem 4stündigen Feature Route 181: Fragments of a Journey in Palaestine-Israel vergleicht er zum Beispiel den israelischen Verteidigungskrieg von 1948 mit dem Holocaust. Ganz so schlimm treibt er's hier nicht, auch wenn seine ahistorische Herangehensweise einigermaßen enervierend wirkt. Anhand der Produktionsgeschichte der Jaffa-Orange beschreibt er die Entwicklung vom frühen 20. Jahrhundert bis heute. Wie einst Araber und Juden gemeinsam die Orangen des Örtchens Jaffa anbauten und vermarkteten, wie sich nach 1948 die Israelis die Orangen und den Markennamen schnappten - so Sivan - und ihn zum Symbol Israels machten. Und wie später Palästinenser die Frucht zum Symbol des Israelboykotts machten; blutende Orangen auf Plakaten waren da noch das Harmloseste.

Wie man das Image einer Frucht benutzt, ist als Thema und mit schönen Bildfunden illustriert durchaus interessant. Störend wirkt Sivans mehr oder weniger subtile antijüdische Position. Zwar schieben er und die von ihm zitierten Zeugen alles auf die "Zionistische Bewegung", die sich angeblich weigerte, mit Palästinensern zusammenzuarbeiten. Es kommt aber auch zu ganz massiven Ressentiments, wenn etwa ein arabischer Arbeiter erzählt, auf den Plantagen hätten alle auch mal körperlich gearbeitet - "nur die Juden nicht".

Die Bombardierung Jaffas 1948 schildert der Film als aus dem Nichts kommende Aggression; das gerade fünf arabische Nachbarn Israel angegriffen hatten, wird bei Sivan nicht erwähnt.

So dient der Konflikt eher als nie erläuterter Hintergrund, als sentimentale Stimmungstapete für die Geschichte einer Südfrucht, die die bösen Zionisten den armen Arabern weggenommen haben.

Das wirklich Beschämende daran ist, dass derlei Blödsinn mal wieder mit deutschen TV-Fördergeldern produziert wurde.

Thomas Friedrich

D 2010 R: Eyal Sivan