Jack and the Giants Technisch korrekt Bryan Singer macht aus dem Märchen ein digitales Schlachtengemälde Wer hätte gedacht, dass einmal eine einfache Bohne zum Hauptdarsteller eines Fantasy-Epos in Hollywood wird? "Was auch geschieht, lass' sie bloß nicht nass werden" sagt der Mönch zu dem Bauernsohn Jack (Nicholas Hoult) und steckt ihm ein kleines Säckchen mit magischen Bohnen zu. Gesagt getan: Wenig später kullert einer der Samen zwischen die Dielen der ärmlichen Bauernkate hinein ins feuchte Erdreich, und schon nimmt das Spektakel seinen Lauf. Eine gigantische Ranke wächst, untermalt von Unheil verheißenden Orchesterklängen, rasant in den Himmel hinauf und nimmt das Holzhaus samt darin befindlicher Prinzessin gleich mit. Die Mönche - so will es die Variante des englischen Volksmärchens, auf das sich Bryan Singers Jack and the Giants beruft - hatten vor vielen Jahren diese Superbohnen gezüchtet, um Gott ein gutes Stück näher zu kommen. Was sie - und auch wir - nicht ahnten: Da oben zwischen Himmel und Erde, wo sich heute Ozonlöcher breit machen, befindet sich das Reich der Riesen - grässlich aussehende Kerle mit großporiger, unreiner Haut und furchterregenden Zahnfehlstellungen, die Menschen wie Fingerfood verzehren. Nun hat Jacks Bohnenranke wieder eine barrierefreie Verbindung zwischen den beiden Welten geschaffen und die Riesen rüsten zur Invasion. "Dumm gelaufen. Zeit, das Königreich zu wechseln" könnte man denken, aber Jack fühlt sich verantwortlich für das nahende Desaster und vor allem für das empfindlich gestörte Wohlergehen der schönen Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson). Gemeinsam mit dem tapferen Ritter Elmont (Ewan McGregor) und dem zwielichtigen Roderik (Stanley Tucci) erklimmt er die Himmelsranke, um die Königstochter zu retten. Die metaphorischen Deutungsmöglichkeiten des Märchenstoffes, der hierzulande unter dem Titel "Hans und die Bohnenranke" bekannt sein dürfte, bleiben in Singers hochgerüsteter Adaption weitgehend auf der Strecke. Anders als im Original geht es hier für Jack nicht um die Gefahren beim Streben nach Höherem oder die Versuchungen von Reichtum und Macht. Allein die Reifung des Jungen zum Helden und die Rettung der schönen Königstochter dienen hier als konventionelle Rahmenerzählung für das digitale Schlachtengemälde, das Singer zwischen den imposanten Riesen und dem mickrigen Menschengeschlecht in Szene setzt. Das ist leidlich unterhaltsam, technisch korrekt, aber in künstlerischer Hinsicht alles andere als visionär bebildert. Da hätte man von dem Regisseur von Die üblichen Verdächtigen und X-Men mehr visuelle und erzählerische Raffinesse erwartet. Unklar bleibt auch die Zielgruppe, an die sich die 190 Millionen Dollar teure Produktion wendet. Für jüngere Kinder ist der Film schlichtweg zu brutal, für Jugendliche ist der geradlinige Märchenplot zu uncool, und für Erwachsene fehlt der notwendige Subtext. In der ersten Startwoche in den USA blieben die Einspielergebnisse weit hinter den Erwartungen zurück und man befürchtet, dass die Riesen schon dabei sind ein gigantisches Millionengrab zu schaufeln. Martin Schwickert Jack the Giant Slayer. USA 2013 R: Bryan Singer B: Darren Lemke, Christopher McQuarrie, Dan Studney, David Dobkin K: Newton Thomas Sigel D: Nicholas Hoult, Eleanor Tomlinson, Ewan McGregor
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