INTO THE WHITE

Enemy Mine

Krieg und Frieden auf der Hütte

Der Sturm tost, majestätisch ragen Fels und Eis, und winzig klein jagen zwei Schatten von Flugzeugen darüber hin. Kaum hört man es Schießen und fast überhört man, dass außerhalb des Bildes jemand abstürzt. Mit wenig Geld und guten Bildeinfällen hat der norwegische Regisseur Petter Næss die Bühne bereitet für ein Kammerspiel über den zweiten Weltkrieg. Drei Deutsche krabbeln angeschlagen aus dem Wrack ihres Bombers, führen sich schnell als junger Hitler-Fanatiker, ordentlicher Offizier und schweigsamer Haudrauf ein und retten sich nach einigen Naturabenteuern in eine einsame Hütte. Kurz darauf tauchen dort auch zwei Briten auf, deren Maschine den Luftkampf auch nicht überstand, und sofort führen die in Eis und Schnee Gestrandeten ihren Krieg weiter. Die Deutschen nehmen die Briten gefangen und diskutieren die Gültigkeit der Genfer Konvention, wenn an Nahrung nur ein Sack Haferflocken zur Verfügung steht.

Anschließend raufen sich natürlich die Feinde langsam zu Freunden in der Not zusammen. Wobei noch am Erstaunlichsten ist, dass diese Geschichte wirklich passiert sein soll und bisher nie verfilmt wurde. Ziemlich sicher ist sie aber nicht so ausgewogen und symbolisch passiert, wie gleich drei Drehbuchautoren die allmähliche Annäherung ausgestalten. Hat wirklich jemand eine signierte Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf" als Toilettenpapier benutzt? Mussten wirklich die Gegner gemeinsam auf ihren Schultern den einsturzgefährdeten Dachfirst der gemeinsamen Hütte tragen? Hat wirklich der britische Offizier seinem krauthassenden Bordschützen-Heisssporn erklärt, in Norwegen gehe es gar nicht gegen den Teufel sondern um Bodenschätze? Egal. Das manchmal etwas konstruiert wirkende Drama überzeugt durch seine Rigidität und die Beschränkung auf einen Ort und fünf Schauspieler, die zur Steigerung der Authentizität aus Deutschland und England kommen. Besonders fallen dabei Florian "Nordwand" Lukas als steifer deutscher Kommandant und Rupert "Harry Potter" Grint als englisches Arbeiterkind und trinkfester Dartchampion auf.

Der Sturm flaut ab, immer noch majestätisch ragen Klippen und Spalten, und völlig überraschend kommen Soldaten des 1940 noch freien Norwegen, um das frierende Idyll zu beenden. Texttafeln erzählen die Geschichte der Überlebenden des Friedens auf Zeit weiter. Anders war das wohl nicht zu machen. Dabei wirkt die Story über weite Strecken besser als zeitlose Versuchsanordnung denn als vergessene historische Episode.

Wing

N 2012. R: Petter Naess B: Petter Naess, Ole Meldgaard, Dave Mango K: Daniel Voldheim D: Florian Lukas, David Kross, Stig Henrik Hoff, Rupert Grint, Lachlan Nieboer