»LIEBE IN JEDER BEZIEHUNG«

Falscher Vater

Jennifer Aniston wäre gern anders schwanger

Die Parallelmontage zu Beginn macht es überdeutlich: George und Nina wären ein Dream-Team. Der sympathische, kinderliebe Grundschullehrer und die locker-spritzige Sozialarbeiterin würden ein perfektes Elternpaar abgeben. Als die beiden sich auf einer Dinnerparty kennenlernen, richtet man sich schon auf allerlei Vorhersehbarkeiten ein. Aber so einfach macht es sich Nicholas Hytner ( Hexenjagd ) mit seiner Verwicklungskomödie Liebe in jeder Beziehung nicht. Zwar zieht George (Paul Rudd) schon bald in Ninas Wohnung ein und Nina (Jennifer Aniston) wird kurz darauf schwanger, aber der Vater ist ein anderer Mann, und George ist und bleibt ohnehin stockschwul. Trotzdem läuft in der gemischten Zweier-WG alles in perfekter Harmonie. George trauert noch ein wenig seinem letzten Geliebten hinterher, Nina pflegt ein äußerst distanziertes Verhältnis zum Kindserzeuger, und die beiden einsamen Herzen spenden sich gegenseitig Trost.
Bei gemeinsamen Tanzkursveranstaltungen, Jahrmarktsbesuchen und kuscheligen Fernsehabenden macht sich schnell Seelenverwandschaft breit. Für Nina wird klar, daß nicht der chaotische Vince (John Pankow), sondern ihr schwuler Mitbewohner der bessere Vater für ihr Kind wäre. Nach langen Zögern willigt George in den ungewöhnlichen Elternpakt ein. Aber je dicker Ninas Bauch wird, umso deutlicher merkt die werdende Mutter, daß sie für George mehr als freundschaftliche Empfindungen hegt. Als dieser dann sein schwules Liebesleben wieder aufnimmt, scheint das pränatale Drama perfekt.
Liebe in jeder Beziehung verläßt sich ganz und gar auf das komische und dramatische Potential dieses ungewöhnlichen Liebesgeflechts. Jennifer Aniston ( Der gebuchte Mann ), die aus ihrem Umstandskleid so hübsch verzweifelt herausblickt, und Paul Rudd als zuckersüßer Ersatzvater, setzen die Konflikte im Grenzverlauf zwischen Homo- und Heterosexualität recht glaubwürdig und unterhaltsam in Szene. Hollywoood hat bei Homo-Themen nicht immer eine glückliche Hand. So besteht die Spannung auch hauptsächlich in der Frage, wie Regisseur Hytner seine Geschichte zuende bringt, ohne das Gesicht zu verlieren. Zwischendrin muß man sogar befürchten, daß Nina ihren schwulen Schwarm aufs andere Ufer lockt oder daß sie doch wieder reuig zum Erzeugervater zurückkehrt. Aber der Film schafft es, die konventionellen Fallgruben tapfer zu umschiffen - auch wenn dafür die Schlußwendung etwas zurechtgebogen erscheint.

Martin Schwickert