HUNTING PARTY

Gaunerhatz

Ein etwas unentschlossener Thriller über untergetauchte Kriegsverbrecher

Irgendwann hat Simon Hunt (Richard Gere) einfach genug und hält den nackten Hintern in die Kamera. Ruanda, Somalia, Bosnien - lange Zeit fühlte sich der furchtlose Kriegsberichterstatter in den Krisenregionen der Welt zu Hause. Die Gefahr war seine Droge, und für seine Fernsehreportagen aus vorderster Front hat Simon eine Auszeichnung nach der anderen kassiert.
Aber dann bricht der Berufszyniker in einer Live-Nachrichten-Sendung vor laufender Kamera zusammen, als er darüber berichten soll, wie serbische Milizen die Bevölkerung eines bosnisches Dorfes massakriert haben. Er erträgt sie nicht mehr, die eigene zynische Existenz und die aalglatten Fragen des Moderators, der mit Anzug und Schlips warm und sicher im New Yorker Studio sitzt.
Mit dem entblößten Gesäß zur besten Sendezeit ist Simons Karriere beendet. Fünf Jahre später trifft sein früherer Kameramann Duck (Terrence Howard) den abgetakelten Reporter in Sarajewo wieder. Simon behauptet eine heiße Spur zu einem gesuchten serbischen Kriegsverbrecher zu haben, auf dessen Festnahme fünf Millionen Dollar ausgesetzt sind.
Und so arbeiten sich die beiden gemeinsam mit einem Redaktionspraktikanten durch das Nachkriegsbosnien und stoßen bei ihren Recherchen auf unwissende Blauhelme, die sich wie Außerirdische in der Region bewegen, einen durchgeknallten UN-Offizier, der sie für ein Undercover-Kommando des CIA hält, zwielichtige Schmugglerbanden und unrasierte Dorfbewohner, die in düsteren Kneipen zwischen ausgestopften Wildschweinköpfen bedrohlich schweigen.
Hunting Party beruht auf einem Artikel im amerikanischen Esquire-Magazine , in dem ein Journalist beschreibt, wie er mit einer Hand voll ehemaliger Kollegen Jagd auf einen Kriegsverbrecher machte. Der absurde Plan wurde letztendlich von der CIA vereitelt, aber im Kino gelingt es den unbewaffneten Antihelden tatsächlich, den Massenmörder zu fangen. Dieses unglaubwürdige Finale in serbischen Wäldern bildet auch den schwächsten Moment von Richard Shepards Film, der sich zwischen Politsatire und dem Kino als moralischer Anstalt nicht richtig entscheiden kann.
Äußerst unproduktiv ist die Rückblendendramaturgie, in der Simons eigentliche Motivation für die Verbrecherjagd Stück für Stück enthüllt wird. Immerhin: Kurz vor dem Abspann bekommt die Angelegenheit noch ein wenig Biss, wenn Hunting Party seine Wirklichkeitsbezüge in einigen Texteinblendungen ironisch auf den Punkt bringt und die Vermutung nahe legt, dass UN und CIA kein wirkliches Interesse an der Festnahme von Karadzic & Co. haben.
Auf dem Fahndungsplakat, das in der ehemaligen Krisenregion aufgehängt wurde, sei jedenfalls als Kontakt eine kostenfreie 0800-Telefonnummer angegeben - die nur in den USA funktioniert.

Martin Schwickert

R&B: Richard Shepard K: David Tattersall D: Richard Gere, Terrence Howard, Jesse Eisenberg