Hugo Cabret Magische Momente Fingerübung, Herzensangelegenheit, Meisterwerk? Auf jeden Fall eine Hommage ans Kino und seine Gründerjahre Das ist Scorseses erster Familienunterhaltungsfilm, gedreht in 3D, mit einem kleinen Jungen als Hauptfigur. Aber es ist auch eine Liebeserklärung an das Kino im Allgemeinen und vor allem an dessen Pioniere. Mit modernster Unterhaltungstechnik verneigt sich der bekennende Filmarchivar Scorsese vor den Gründervätern des Mediums. Angesiedelt ist die Verfilmung von Brian Selznicks Kinderbuch "Die Entdeckung des Hugo Cabret" im Paris des Jahres 1931. Haupthandlungsort ist der Bahnhof Montparnasse, wo der zehnjährige Waisenjunge Hugo Cabret lebt. Sein versoffener Onkel hat ihn mit der Wartung der Bahnhofsuhren betraut und ist danach verschwunden. Seitdem zieht der Junge Tag für Tag die Uhrwerke auf und stiehlt sich, was er zum Leben braucht. In einer atemberaubenden 3D-Fahrt folgt die Kamera Hugo durch die geheimen Gänge hinter den Bahnhofskulissen, gibt durch versteckte Fenster den Blick frei auf die Menschenmassen, die sich durch die Hallen drängen, oder auf das Häusermeer der Stadt. Hugos früh verstorbener Vater war Uhrmacher und hat ihm einen Maschinenmann hinterlassen, dessen komplizierte Mechanik Hugo seit Jahren in Gang zu setzen versucht. Auf dem Bahnhof lernt der Junge Isabelle kennen, deren Stiefvater Monsieur Georges dort einen kleinen Spielzeugladen hat. Um den Hals an einer Kette trägt das naseweise Mädchen einen herzförmigen Schlüssel, der genau in das Uhrwerk von Hugos Maschinenmann zu passen scheint. Für die beiden Kinder beginnt eine mysteriöse Entdeckungsreise, die sie in die Vergangenheit des verbitterten Spielzeughändlers führt, der einmal ein eigenes Filmstudio besessen hat und zu den wichtigsten Pionieren des Kinos gehörte: George Méliès, der in der Zeit von bis 1912 mehr als 500 Filme drehte. Die Verbindung zwischen Kinderabenteuer und Filmgeschichtsstunde funktioniert in "Hugo Cabret" genauso gut wie die Melange von Nostalgie und 3D-Technik. In den zwei Jahren nach Avatar wurden viele Filme dreidimensional nach- und hochgerüstet, aber kaum einer hat die Technik so differenziert und kreativ eingesetzt, wie es Scorsese hier tut: Von der wilden Fahrt durch die geheimen Gänge von Montparnasse über einen in den Bahnhof ungebremst hineinrasenden Zug bis hin zu Dampfwolken und Staubpartikel, die in den Kinosaal hineinschweben. Dem gegenüber stehen restaurierte Originalfilmausschnitte von George Méliès, die gemütlich ratternd in die Gründerzeit des Kinos führen. Über die 126 Minuten Laufzeit entwickelt die Geschichte zwar einige Längen, aber die visuellen Reize dieses meisterlichen, jedoch keineswegs protzigen Bilderrausches gleichen die Schwächeanfälle mühelos aus. Martin Schwickert USA 2011 R: Martin Scorsese B: John Logan nach einem Roman von Brian Selznick K: Robert Richardson D: Asa Butterfield, Ben Kingsley, Chloë Moretz
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