HYDE PARK AM HUDSON

Driving Miss Daisy

Eine etwas schwerfällige historische Komödie

Wenn in Filmen die Handlung aus dem Off erklärt wird, darf man mit Tempo-Problemen rechnen. Dass in Hyde Park am Hudson die Hauptfigur Daisy aus dem Off raunend in die Geschichte einsteigt (sie klingt ein bisschen wie Meryl Streep in Out of Africa) ist der kleinen Sensation geschuldet, dass diese Daisy Suckley (die hieß wirklich so) eine Menge Briefe hinterlassen hat, die sie als (weitere) Geliebte des Präsidenten Franklin Delano Roosevelt positionieren.

So erzählt sie, wie sie, eine entfernte Cousine des Präsidenten, eines Tages als Gesellschaftsdame an den Hof Roosevelts berufen wird, wie der ihr (ernsthaft!) seine Briefmarkensammlung zeigt, um anschließend ihre Hand auf seinen Oberschenkel zu legen um klar zu machen,was er eigentlich von ihr will. Die etwas dumme Göre Daisy lässt sich vom Präsidenten herumfahren, zu kleinen Sex-Abstechern in die Landschaft, und lernt dabei recht schmerzhaft, dass sie nicht die einzige Ersatzfrau Roosevelts ist.

Dieser Teil des Films lebt von stilechten Decors, schöner Fotografie und einer etwas kleinmädchenhaften Romantik, wenn Daisy (Laura Linney) aus dem Off schwärmt, wie toll das alles ist.

Witziger ist der Film wenn er zu seinem eigentlichen Kern vordringt, dem ersten Besuch eines englischen Königs in den USA. Samuel West als King Bertie und Olivia Colman als Queen geben dabei ein loriot-würdiges verstocktes Paar, das sich mit Zumutungen wie HotDogs, Indianertänzen und Ehestreitigkeiten des Präsidenten herumschlagen muss. Das ist, weil sehr verhalten inszeniert, komisch und anrührend. Der Präsident und der König sitzen abends beim Cocktail, und während Bertie seine Behinderung verflucht (er stottert), erklärt ihm der poliokranke und halbgelähmte Roosevelt, dass die Öffentlichkeit keinen Wert darauf lege, ihre Helden behindert zu sehen und seine Handicaps zum Beispiel in den USA von der Presse völlig ignoriert werden und Bertie solle einfach so tun, als gäbe es dieses Handycap gar nicht.

Nach diesem guten Ratschlag geht der König dann beschwingt schlafen, nicht ohne mit seiner etwas nörgeligen Queen noch gemeinsam eine Zigarette geraucht zu haben. Selige Zeiten.

Thomas Friedrich

Hyde Park on Hudson. USA 2012 R: Roger Michell B:Richard Nelson K: Lol Crawley D: Bill Murray, Laura Linney, Samuel West