HOW TO COOK YOUR LIFE
Dünnes Süppchen
Buddhistische Lebenshilfe mit Doris Dörrie
Edward Espe Brown ist ein US-Zen-Priester mit einem Faible für Nahrungsmittel. Vor allem Brot und Radieschen haben es ihm angetan. Seit er vor vierzig Jahren in Fairfax erstmals die Schürze umschnallte, verbindet er Kochkurse mit Lebenshilfe. In aller Welt veranstaltet Brown seine Seminare. Auch im österreichischen Scheibbs, wo ihn Regisseurin Doris Dörrie mit ihrem Kamerateam beobachtete.
Wer in Dörries Dokumentation weise Kochtipps erwartet, liegt falsch. Im Mittelpunkt steht einzig und allein Mr. Brown. Während er genussvoll Hefeteig knetet, erzählt er Anekdoten aus dem buddhistischen Kochleben. Mancher wird ihn dabei für eloquent, manch anderer für affektiert halten. Viel mehr Weisheiten als: "Wenn du die Suppe umrührst, rühr' die Suppe um" gibt´s nicht. Auch Dörrie scheint gemerkt zu haben, dass ein grinsender Brown allein die Dokumentation nicht trägt. So verlässt sie etwa zur Filmhälfte den Schauplatz und porträtiert etwas unvermittelt die Essgewohnheiten einiger Amerikaner. Zu sehen sind beleibte Männer, die fettige Hamburger verschlingen. Daneben zeigt Dörrie vegetarische Ökobauern, die ihre Felder ausgerechnet mit den tierischen Abfallprodukten aus Großschlachtereien düngen, oder Menschen, die sich aus den Mülltonnen von Supermarktketten ernähren. Mit Browns Zen-Kochkurs hat das alles nichts zu tun.
Weder Kochtipps noch Lebensweisheiten hält die Dokumentation in befriedigendem Ausmaß parat. Wobei Edward Espe Brown in einer Szene immerhin verrät, dass er früher unbedingt im Mittelpunkt stehen wollte. Ahem.
Oliver Zimmermann
D 2006 R & B: Doris Dörrie D: Edward Espe Brown; 85 Min.
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