»HOUSE ON HAUNTED HILL«

Blutige Langeweile

Remake eines Vincent Price-Klassikers

Der Horrorfilm boomt. Nur so läßt sich erklären, dass ein Major-Studio wie Warner Brothers House On Haunted Hill in die Kinos bringt, statt ihn unauffällig als Videopremiere zu vermarkten; denn trotz des offensichtlich immensen technischen Aufwands wirkt das Endprodukt wie ein lieblos zusammengeschustertes B-Movie. Das Remake des gleichnamigen Films von 1958 (mit Vincent Price) ist tricktechnisch up to date, aber der Geschichte merkt man ihre knapp 40 Jahre Vergangenheit doch sehr an.
Nach einem kunstvoll gestalteten Vorspann wird in einer düsteren Eingangssequenz die Geschichte des "House On Haunted Hill" erzählt, in dem ein wahnsinniger Arzt Geisteskranke ohne Betäubung operierte und mißhandelte. Auch wenn der Film schon hier nicht mit drastischen Details spart, erzeugen diese ersten fünf Minuten jene beklemmende Atmosphäre, auf die man in den folgenden anderthalb Stunden dann vergeblich wartet. Fünf Menschen sollen eine Nacht in eben jenem Haus verbringen, das nun einem exzentrischen Millionär gehört, und stellen fest, dass der Spuk nicht nur die von ihm angekündigten Tricks enthält, sondern echt ist. Mit dem Sprung in die Gegenwart findet der Film zu keiner eigenen Form mehr: Eine einfallslose Musik begleitet die Handlung, auf die interessante Architektur des Gebäudes, das man zu Beginn in der Totalen sieht, wird nicht mehr eingegangen. Das Hauptproblem aber liegt eindeutig in dem atemberaubend schlechten Drehbuch, das mehr den Gesetzen einer Geisterbahn als denen der Psychologie Beachtung schenkt. Wenn fünf Menschen in einem Haus voller Geister Angst haben - warum laufen sie dann ständig alleine durch dunkle Gänge? Und wenn das klare Ziel von Anfang an darin besteht, das Haus zu verlassen - wieso versuchen diese Menschen es dann nur in den ersten und letzten fünf Minuten? Um all das zu kaschieren, wummern Soundeffekte auf der Tonspur und die Schockeffekte werden immer extremer. Daß gerade im Horror- und Gruselfilm weniger mehr ist, haben jüngst Blair Witch Project und The Sixth Sense bewiesen. Alles, was House On Haunted Hill zu bieten hat, war schon mehrfach zu sehen. Und leider jedes Mal besser.

Julian Tyrasa