HONGKONG LOVE AFFAIR Liebe um die Welt
Die schönsten Liebesfilme kommen aus Hongkong Zur gleichen Zeit kommen Jun (Leon Lai) und Qiao (Maggie Cheung) im Jahre 1986 als chinesische Einwanderer in Hongkong an, um ihre Vorstellungen vom Glück in der pulsierenden Metropole zu verwirklichen. Jun, der naive Bursche vom Land, will nicht viel: einen Job und genug Geld, um seine Verlobte aus der Provinz hierher zu holen. Die ehrgeizige Qiao will hoch hinaus: Erfolg, Reichtum und vor allem nie wieder als Festlands-Chinesin zu erkennen sein. Während Jun als Hühnchenkurier im gemächlichen Tempo sein Fahrrad durch das großstädtische Verkehrschaos navigiert, jobbt Qiao an allen Fronten: als Putzfrau in einer Sprachschule, als Blumenverkäuferin und bei McDonalds. Ebendort lernen die beiden sich kennen, als Jun von seinem ersten Monatslohn einen Hamburger erstehen will. Das ist keineswegs Liebe auf den ersten Blick. Zunächst schleust Qiao das Landei in die Sprachschule ein und kassiert dafür eine satte Provision. Auch später weiß sie Juns Gutmütigkeit für sich auszunutzen und lädt zu den Hühnchen noch ein paar Blumensträusse hinzu, um die Kurierfahrten ökonomischer zu gestalten. Langsam werden sie Freunde in der Fremde. Mit viel Liebe zum Detail schildert Peter Chan die Episoden der Annäherung. Die hereinbrechenden Gefühle werden von beiden in der provisorischen Ebene von Stundenhotels gehalten. Sie nennen es immer noch Freundschaft, auch wenn das Publikum schon längst anderer Meinung ist. Irgendwann beschließen sie, einander nicht mehr im Wege zu stehen. Das Leben nimmt seinen geplanten Verlauf. Jun heiratet seine Verlobte vom Lande, Qiao lernt einen gutmütigen Mafia-Boss kennen und macht mit dessen Hilfe die ersehnte Karriere. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege. An der Zahl der Cocktailwürstchen, die Qiao beim Zusammentreffen mit Jun auf einer Party dutzendweise verdrückt, läßt sich mühelos die Größe der Sehnsucht abmessen. Um den ganzen Globus folgen die Liebenden einander, ohne es zu wissen. Die Schicksalslinien halten noch viele Wendungen bereit, und Hongkong Love Affair reizt die amouröse Zitterparty genüßlich bis zur allerletzten Minute aus. Es ist die Zurückhaltung auch in Szenen größter Melodramatik, die einem so angenehm zu Herzen geht, die liebevolle Art, mit der Chan die Geschichte verziert, die sanfte Ironie, mit der er die tragischen Ereignisse auskleidet. Kurz: ein Film, den man immer bei sich tragen möchte, um sich trübe Tage zu versüßen.
Martin Schwickert
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