»DER HOCHZEITSTAG« Liebeleien
Paul Mazursky inszeniert Cher und Chazz Palminteri: Das kann nicht ganz schiefgehen. Die guterhaltene Mittvierzigerin Margaret (Cher) hat zwar alles, was man für Geld kaufen kann, ist aber mit ihrem Leben genausowenig zufrieden wie mit ihrer Ehe. Ihr Mann betrügt sie. Margaret möchte sich umbringen. Da trifft es sich gut - möchte man meinen -, daß ihr Ehemann Jack (Ryan O'Neil) ihrer genauso überdrüssig ist und einen Killer schickt. Aus alibitaktischen Gründen entfernt sich Jack genügend weit von der ehelichen Villa und will dann dem inzwischen eingedrungenen Killer per Telefon das Zeichen zum Vollzug des grausligen Auftrags geben. Das ist zumindest Jacks Plan. Aber Margaret will so lieber doch nicht sterben; angesichts des Killers Tony (Chazz Palminteri) leistet sie Widerstand und schöpft auch neuen Lebenswillen. Denn Tony ist zwar ein harter Bursche, aber irgendwie auch ganz nett und schließlich alles andere als unattraktiv. Und der Killer und sein potentielles Opfer haben gemeinsam ja noch einige Zeit zu verbringen, solange nämlich, bis Jack das Telefonzeichen gibt. Man redet über dieses und jenes, Margaret ist charmant und läßt dezent durchblicken, daß ihr Honorar deutlich höher als Jacks wäre, sollte sich Tony dazu entschließen, bezüglich seines Opfer umzudisponieren. Aber Tony ist ein Killer mit Berufsethos, einerseits, andererseits hat er allerdings erstens noch nie eine Frau getötet und zweitens ein unbewältigtes Trauma aus seiner Vergangenheit, das er gemeinsam mit seinem Psychiater (Paul Mazursky) zu verarbeiten gedenkt, notfalls auch am Telefon. Und dann kommt Jack nach Hause, freut sich vielleicht auf eine endlich gattinnenfreie Wohnung, auf ein Blutbad und demnächst ein fettes Erbe. Und blickt reichlich entgeistert der quicklebendigen Margeret in die Augen. Wenig später auch in die des Killers. Und für eine gewisse Zeit ist es ungewiß, wer hier jetzt wen umbringen wird. Die Vorlage zu Der Hochzeitstag (Originaltitel: "Faithful") lieferte ein Theaterstück von Chazz Palminteri, und Palminteri hat auch das Drehbuch geschrieben. Das Stück war sicher toll, mit Wortwitz und überraschenden Wendungen, Sarkasmus, geschliffenen Dialogen, philosophischen Einsprengseln. Überhaupt: schwer sophisticated. All das gilt auch für den Film. Daß der aber nicht wirklich überzeugend geriet, liegt zum einen wohl daran, daß es Chazz Palminteri nicht gelungen ist, seine Vorlage für den Film umzumodeln, daß der womöglich einzige Regie-Einfall Paul Mazurskys darin bestand, seine Darsteller diskutierend durch die weitläufige Villa zu jagen. Mal setzen sie sich irgendwo hin, dann rennen sie weiter, nur selten ihren Redefluß stoppend. Der Hochzeitstag wird beherrscht von Cher und Palminteri, sie machen die Hauptarbeit, und bei aller Hochachtung für Chazz Palminteri müssen wir doch sagen, daß diese Rolle seine schauspielerischen Fähigkeiten übersteigt. Cher als verzweifelte alternde Barbie-Puppe ist akzeptabel, und Ryan O'Neil ist hauptsächlich aufgedunsen. Man sieht, daß sich alle Mühe gegeben haben, man sieht aber leider auch, daß es nicht richtig funktioniert. Vollkommen schiefgegangen ist Der Hochzeitstag allerdings auch nicht, dazu sind die Dialoge viel zu toll, Cher zu faszinierend - und auch, wenn Chazz Palminiteri vielleicht kein großer Schauspieler ist, ist er zumindest ein großartiger Typ.
Jens Steinbrenner
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