Hin und weg Die letzte Radtour Eine Komödie über Sterbehilfe Hannes (Florian David Fitz) leidet an ALS. Sein Vater ist an der Krankheit bereits elend zugrunde gegangen, und dass sie nicht zu heilen ist, ist leider auch kein Geheimnis. Deswegen hat Hannes beschlossen, selbst über den Zeitpunkt und die Art seines Todes zu entscheiden. Die jährliche Radtour mit der Freundesclique soll dieses Mal nach Belgien gehen, dort ist Sterbehilfe legal. Außer seiner Frau Kiki (Julia Koschitz) sowie seiner Mutter (Hannelore Elsner) hat er allerdings niemandem von seinem Plan erzählt, nicht einmal seinem Bruder Finn (Volker Bruch). Als er die Mitreisenden unterwegs schließlich doch einweiht, reichen die Reaktionen von Schock über Trauer bis Wut. Dass angesichts eines solch bitteren Themas ein unerträglich schwermütiger, deprimierender Kinoabend ins Haus steht, muss niemand befürchten. Zübert hat schon mit seinen bisherigen Arbeiten als Regisseur oder Drehbuchautor bewiesen, dass er kein Mann fürs Sperrige ist, sondern sich gerne, geschickt und im besten Sinne publikumsfreundlich gibt. Das hat bei Hin und weg zur Folge, dass die Balance zwischen heiteren Momenten voll unerwarteter Unbeschwertheit und emotionalen Szenen, in denen man sich das eine oder andere Tränchen nicht verdrücken kann, erstaunlich gut gelingt. Und das, obwohl natürlich Kitsch- und Klischee-Fallen hinter jeder Ecke lauern. Nur zwischendurch kommt Zübert hier und da die Subtilität etwas abhanden, gerade was den Humor angeht. Dank eines Wettspiels unter den Freunden schickt er Jürgen Vogel in Frauenkleidern in die Disco und ein Ehepaar in den Swingerclub - einigermaßen plumpe Elemente, die in der sonst souveränen Inszenierung nicht nötig gewesen wären. Die durch die Bank überzeugenden Schauspieler machen es leicht, über solche Schwächen hinwegzusehen. Selten sieht man ein Ensemble, das derart authentisch als eingeschworener Freundeskreis durchgeht, ein Eindruck, der vor allem zu Herzen geht in einer bewegenden Lagerfeuerszene. Nicht die einzige bemerkenswerte Szene in Hin und weg übrigens: auch das Ende - in einem Film, in dem Sterbehilfe zumindest eines der Themen ist, besonders heikel - gelingt ihm erstaunlich gut, ebenso sensibel wie konsequent. Patrick Heidmann D 2014 R: Christian Zübert B: Ariane Schröder K: Ngo The Chau D: Florian David Fitz, Julia Koschitz, Jürgen Vogel, Hannelore Elsner. 95 Min.
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