HINTER KAIFECK

Blauäugig

Ein erschreckend ermüdender deutscher Horrorfilm

Es gibt einen bis heute ungelösten Kriminalfall aus dem Jahre 1922 im bayrischen Hinterkaifeck, wo eine sechsköpfige Bauernfamilie auf einem Einödhof erschlagen wurde. Der Fall beschäftigte Polizei und Justiz bis ins Jahr 1986 hinein, ohne dass der oder die Täter gefunden werden konnten.

Der Journalist Peter Leuschner hatte bereits zwei Bücher über das spektakuläre Verbrechen geschrieben, aber erst Andrea Maria Schenkels Krimi Tannöd machte die Hinterkaifecker Morde zum Bestsellerthema. Nachdem der Plagiatsvorwurf gerichtlich abgeschmettert wurde, kommen in diesem Jahr gleich zwei Filme zum Thema ins Kino.

Für November hat der Constantin Filmverleih die Verfilmung von Schenkels Roman angekündigt, während sich Gronenborns Hinter Kaifeck an Leuschners Recherchen orientiert und um einige Mysterien bereichert. Benno Fürmann kommt als Fotograf mit seinem Sohn über achtzig Jahre später an den Ort des Verbrechens. Er arbeitet an einer Fotoreportage über urtümliche Bräuche in Bayern, und da man hier im Dorf zum Jahreswechsel hin die bösen Geister traditionell in furchterregenden Monsterkostümen vertreibt, mietet er sich bei Juliana Lukas (Alexandra Maria Lara) in einer Ferienwohnung ein. Die verwirrte Großmutter begrüßt ihn mit den Worten "Ich wusste, dass du kommst", und nachts wird Marc von Alpträumen heimgesucht, die ihn immer deutlicher mit den Morden in dem benachbarten Einödhof in Verbindung bringen. Morgens liegt er angezogen im Bett und die verdreckten Schuhe zeugen von schlafwandlerischen Ausflügen.

Auch ungeübte Genrekonsumenten werden spätestens nach einer halben Stunde ahnen, warum Marc sich so unausweichlich zu diesem grausigen Ort hingezogen fühlt, und auch sonst glänzt Gronenborns Inszenierung nicht gerade durch subtile Überraschungseffekte. Auf der Tonspur und mit schleichender Kamera wird zwar kräftig Spannung vorgetäuscht, aber die Auflösungen auf der Storyebene bleiben durchgehend enttäuschend. Der ständige Wechsel zwischen filmischer Realität und verzerrten Traumsequenzen wirkt schon bald eher ermüdend als nervenzerrüttend. Hinzu kommen sinnarme Dialoge, die die innere Glaubwürdigkeit der Geschichte unterminieren. Da helfen selbst die ständigen Großaufnahmen auf Benno Fürmanns stechend blaue, Unheil verkündende Augen nichts, auch wenn sie noch so hübsch mit Alexandra Maria Laras Rehblicken kontrastiert werden.

Martin Schwickert

D 2009 R: Esther Gronenborn B: Sönke Lars Neuwöhner, Christian Limmer K: Chris Valentien D: Benno Fürmann, Alexandra Maria Lara, Henry Stange