THE HILLS HAVE EYES

Einfach drauf

Wes Cravens blutiger Krawall-Thriller wird neu aufgelegt

Dass inzwischen jeder zweitklassige Horrorfilm der 70er Anspruch auf ein Remake hat, scheint ein Gesetz der Branche zu sein. Hügel der blutigen Augen von 1977, nach dem unfassbar sadistischen Mondo Brutale Wes Cravens zweiter Ausflug in das Genre, ist jedoch ein seltsamer Kandidat für eine Wiederauferstehung im lokalen Multiplex. Zum einen handelt es sich um einen Film, dessen Plot (Kannibalen futtern campende Touristen in der Wüste) so dünn ist, dass man ihn eigentlich auch ungestraft hätte klauen können; außerdem war Cravens Film schon zu seiner Entstehungszeit so wenig originell, dass er heute in Vergessenheit geraten ist.
Die neue Version, diesmal vom französischen Regisseur Alexandre Aja (High Tension) inszeniert und von Craven produziert, reduziert die neuen Elemente auf atomare Verstrahlung und Politik: bei den Kannibalen handelt es sich um die Nachkommen von in den 50ern bei atomaren Tests verstrahlten Minenarbeitern, während sich der Hauptkonflikt unter den Touristen zwischen dem Familienpatriarchen (Ex-Polizist; Republikaner) und seinem Schwiegersohn (Handy-Verkäufer; Demokrat) abspielt. Ansonsten bleibt alles so, dass man eine Werbezeile des Films von '78 auch heute noch aufs Plakat drucken könnte: "Sie verbrannten den Vater, töteten die Mutter und vergewaltigten die Schwester" (nicht etwa, dass jemand in der Marketingabteilung von Century Fox bislang auf die Idee gekommen wäre).
Dass The Hills Have Eyes tatsächlich funktioniert, liegt vor allem daran, dass Craven und sein französischer Erfüllungsgehilfe sich relativ wenig um politische Korrektheit und die Befindlichkeiten der Zuschauer scheren und den Horrorplot stringent und mit wenig Rücksicht auf Verluste durchziehen. Dank der Verpflichtung von Lost-Babe Emilie de Ravin für die Schwesternrolle sieht die angesprochene Vergewaltigung mehr nach ungewolltem, voll bekleidetem Kuscheln aus; der verstörende Aspekt der Szene bleibt jedoch erhalten, ebenso das Gefühl, dass wirklich jeder der bislang Überlebenden in den Wüstensand beißen könnte.

Karsten Kastelan

USA 2006 R: Alexandre Aja. B: Alexandre Aja, Gregory Levasseur. K: Maxime Alexandre. D: Aaron Stanford, Kathleen Quinlan, Vinessa Shaw, Emilie de Ravin, Dan Byrd, Tom Bower