Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück Schlichte Größe Simon Pegg macht sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens Versprich mir, dass du dich nie ändern wirst" haucht Clara (Rosamund Pike) ihrem Hector (Simon Pegg) nach orgiastisch vollzogenem Beischlaf ins Ohr. Für die Lebensphase, in die Hector gerade hineintrudelt, ist das ein zweifelhaftes Kompliment und eine Forderung, der er immer weniger nachkommen will. Der Psychiater und die Marketing-Fachfrau führen in London eine gut funktionierende, aufgeräumte Ehe, die sich in ihrer ritualisierten Harmonie selbst genug ist. Tag für Tag betreten im Stundentakt die neurotischen und depressiven Klienten Hectors Therapiezimmer, aber in letzter Zeit verspürt er eine zunehmende Ungeduld gegenüber ihren echten und eingebildeten Unglücksschilderungen. Als eine seiner Patientinnen (Veronica Ferres) ihm aus der Hand liest und prophezeit, dass er bald eine Reise unternehmen wird, ist Hector vom Unruhevirus infiziert. Ohne Frau und mit abenteuertauglicher Outdoor-Ausrüstung macht er sich auf den Weg in die weite Welt. Seine selbst auferlegte Mission ist es herauszufinden, was Glück denn nun eigentlich ist. Selbsterfahrung ist für Psychiater eben auch immer eine berufliche Fortbildungsmaßnahme. Die Reise führt Hector zunächst nach China, wo ihn ein reicher Banker (Stellan Skarsgård) das Glück zeigt, das man mit Geld kaufen kann, und die eheliche Treue auf den Prüfstand gerät. In einem buddhistischen Kloster im Himalaja holt er sich den Rat eines kauzigen Glückspriesters ein. In Afrika durchlebt der Engländer im Zuge einer Entführung Todesängste, und in Los Angelas trifft er seine Jugendliebe (Toni Colette) wieder, deren Foto er schon viel zu lange in der Sockenschublade versteckt hat. Mit Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück verfilmt Peter Chelsom den gleichnamigen Bestseller-Roman von François Lelord und bleibt nah dran an dem gutmütigen, lebensbejahenden Geist der Vorlage. Der unwiderstehliche Charme der Liebenswürdigkeit weht mit der Figur des naiven Glückssuchers Hector auch über die Leinwand. Simon Pegg hat hier die Gelegenheit, seine oftmals etwas grob ausgespielten Talente als Komödiant zu verfeinern. Gastauftritte von der fabelhaften Veronica Ferres als kriselnde Esoterikerin, Jean Reno in der Rolle eines Drogenbarons, Stellan Skarsgård als zynischer Geschäftsmann, Toni Colette als patente "alte Flamme" und Christopher Plummer im Gewand eines exzentrischen Wissenschafts-Gurus sind die schauspielerischen Bonbons in der episodischen Erzählstruktur. Das grundsympathische Wesen dieser deutsch-kanadischen Koproduktion kann allerdings nur teilweise darüber hinwegtäuschen, dass die Glückskeksbotschaften, die hier durchtelefoniert werden, von Lebensweisheit wie von Banalität durchzogen sind. Das gilt besonders für das glitschige Happy End, in dessen Verlauf unser aller Hector nach bestandenen Abenteuern wieder in die Arme seiner fortpflanzungswilligen Lebensgefährtin gleitet. Zugegeben: Das Leben lehrt, dass das Glück oft einfacher ist, als man denkt. Aber ins große Kinoformat aufgeplustert wirkt diese Erkenntnis dann doch ein wenig abgeschmackt. Martin Schwickert Hector and the Search for Happiness D/CAN 2014 R: Peter Chelsom B: Peter Chelsom, Tinker Lindsay, Maria von Heland nach dem Roman von François Lelord. 120 Min.
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