7 Tage in Havanna Bilder einer Stadt Eine Anthologie mit Schauwerten Ein amerikanischer Student lässt sich von einem einheimischen Taxifahrer die Stadt zeigen und am Abend in einen heißen Club bringen. Einer wilden Partynacht mit heißen Flirts stehen mangelnde Sprachkenntnisse im Weg. Ein mürrischer und dauernd betrunkener Regisseur (Emir Kusturica) wird für seinen neuen Film ausgezeichnet. Nach dem Erhalt einer mäßig gestalteten Trophäe geht er lieber mit seinem Chauffeur zu einer Jamsession als auf das festliche Dinner. Die Sängerin Cecilia (Melvis Estévez) muss sich entscheiden, ob sie dem Angebot eines Spaniers (Daniel Brühl) auf ein Leben und eine Karriere in Europa folgt oder lieber bei ihrem leicht cholerischen Freund bleibt. Ein Palästinenser (Regisseur Elia Suleiman) möchte Fidel Castro interviewen, doch der Máximo Líder lässt länger auf sich warten als Godot. So streift der Wartende durch die für ihn fremde Stadt. Eine Schülerin wird von ihren Eltern zu einem archaischen Reinigungsritual gezwungen, nachdem die ihre Tochter mit einer Teenagerin im Bett erwischt haben. Eine stadtweit für ihre Backkunst bekannte und geschätzte Bäckerin hat alle Hände voll damit zu tun, ihre Arbeit und die Familie im Griff zu behalten. Eine alte Dame spannt ihre Familie und Nachbarschaft ein, ihr für ihre Marienfigur einen neuen Schrein zu errichten und ihn gemeinsam einzuweihen. Sieben Episoden, jede steht für einen Wochentag, geben Einblick in den Alltag in der kubanischen Hauptstadt. Das erinnert an Filme wie Paris, je t'aime und New York, I Love You. Jede Episode wurde von einem anderen Regisseur inszeniert, darunter Gaspar Noé, der als Enfant terrible des französischen Kinos gilt. Von ihm stammt auch die sperrigste Episode des Films. In Ritual zeigt er zunächst Jugendliche beim ekstatischen Tanz am Strand, mit deutlicher Betonung ihrer Triebhaftigkeit. Das folgende erzwungene Reinigungsritual eines Mädchens wirkt dann wie ein Fieberalbtraum, mit bald nervtötendem Getrommel unterlegt. Die gelungenste Episode stammt von Elia Suleiman, der darin die Rolle des auf ein Interview mit Castro wartenden Palästinensers spielt. Mit viel Humor erzählt er von einigen Eigenarten Kubas und den Nöten eines Touristen. Im Fernsehen laufen die gefürchteten endlosen Reden Castros, der Fahrer eilt bei jeder Gelegenheit mit leerem Benzinkanister davon, um die nächste Tankfüllung aufzutreiben, und Hotelflure sehen verwirrend gleich aus. Die anderen Episoden, durchaus unterhaltsam, bleiben eher oberflächlich und wirken zusammenhangslos. Alles sieht etwas marode aus, und Stromausfälle sind hier wohl üblich. Mehr als romantische Kulisse ist das aber nicht. Bald fühlt man sich, als nähme man an einer geführten Stadtrundfahrt teil. Und während man noch überlegt, warum einen der Film optisch stark an einen Werbespot für kubanischen Rum erinnert, erhält man im Abspann die Antwort. Der Spirituosenhersteller Havana Club International war an der Produktion beteiligt. Olaf Kieser 7 días en La Habana F/SP 2012 R: Laurent Cantet, Benicio Del Toro, Julio Medem, Gaspar Noé, Elia Suleiman, Juan Carlos Tabío, Pablo Trapero B: Laurent Cantet,Alejandro Fadel, Martín Mauregui, Julio Medem, Santiago Mitre, Gaspar Noé, Leonardo Padura, Elia Suleiman, Pablo Trapero K: Daniel Aranyó, Diego Dussuel, Gaspar Noé, D: Josh Hutcherson, Daniel Brühl, Emir Kusturica, Elia Suleiman
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