Hasta la Vista, Sister! Schwestern im Glück Eine schottisch-kubanische Begegnung Zu Beginn beschwören historisch anmutende Super-8-Aufnahmen die Solidarität der schottischen Linken mit Kuba. In den 70er und 80er Jahren schickte man Aufbauhelfer auf die Karibikinsel. Auch deshalb, weil Kuba als Vorbild für ein unabhängiges Schottland galt. Doch das ist lange her. Heute reicht es nur noch zu Demos in Fußgängerzonen. Die junge Politaktivistin Rosa ist nicht erfreut, als ihre jüngere Schwester Ailie, ein ausgesprochenes Fashion Victim, ausgerechnet bei einer Aktion gegen Konsumterror auftaucht. Ihr Vater ist gestorben und heute findet die Beerdigung statt, teilt Ailie ihrer Schwester mit. Das sei Rosas letzte Chance, sich von ihm zu verabschieden. Seit er nach dem Tod ihrer Mutter erneut geheiratet hat, hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihm. Was Rosa auf der Trauerfeier hören muss, ist schockierend. Ihr Vater wird als großbürgerlicher Golfer und Trekkie beschrieben. Das deckt sich nicht mit ihrer Erinnerung an den Mann, der nach Kuba ging, um den Genossen beim Aufbau ihres Landes zu helfen, dort seine erste Frau kennenlernte und die erste Tochter programmatisch nach Rosa Luxemburg benannte. Ehe seine Asche zu einer Golftrophäe verarbeitet werden kann, handelt Rosa. Die sterblichen Überreste ihres Vaters gehören nach Kuba, denn dort ist ihre Mutter begraben und dort waren ihre Eltern einst glücklich! Handstreichartig bemächtigt sich Rosa der Asche. Doch bereits am Flughafen endet ihre tollkühne Solomission. Unerwartet tauchen ihr Genosse Conway und Ailie auf und erklären, dass sie Rosa ins sozialistische Paradies begleiten wollen. Das Scheitern sozialistischer Ideen und Träume dient Regisseur John Roberts als Aufhänger für seine Komödie Hasta la vista, Sister!. Er konzentriert sich auf die Beziehung der gegensätzlichen Schwestern, wobei die Figuren etwas zu klischeehaft geraten sind. Der Kapitalismus hat in Kuba längst Fuß gefasst. Beispielhaft dafür sind moderne Luxushotels in denen einstige Revolutionäre leitende Positionen bekleiden. Das erschüttert Rosas Weltbild heftig. Die sonst so kritische Aktivistin erweist sich sowieso als gründlich naiv. Das Modepüppchen dagegen stellt sich als weltgewandt, patent und einfühlsam heraus. Die Schwestern entdecken aneinander bisher unbekannte Seiten und beginnen, sich besser zu verstehen. Rückschläge gehen dabei etwas einseitig auf Rosas Konto. Wenn möglich sollte man Hasta la vista, Sister! in der Originalfassung ansehen, denn der schottische Dialekt tröstet über die doch eher konventionelle Inszenierung hinweg. Olaf Kieser Day of the Flowers GB/Cuba 2012 R: John Roberts B: Eirene Houston K: Vernon Layton D: Eva Birthistle, Charity Wakefield, Carlos Acosta, Bryan Dick
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