HANDBUCH DER LIEBE
Ratschläge Episodenhaft verbundene Stationen der Leidenschaft
Schaut man sich im Buchhandel um, scheint es für jedes Lebensalter einen eigenen Beziehungsratgeber zu geben. Mit Giovanni Veronesis Handbuch der Liebe ließe sich da vielleicht ein bisschen Geld sparen, denn der italienische Regisseur geht in seinem Episodenfilm das leidige Thema generationsübergreifend an.
Veronesi teilt seinen Film in vier Kapitel ein, die vier Phasen der Liebe abhandeln sollen. Am Anfang steht die viel besungenen Liebe auf den ersten Blick. Der junge Arbeitslose Tommaso (Silvio Muccino) verliebt sich in die wunderschöne Giulia (Jasmine Trinca), die den Loser zunächst radikal abblitzen lässt. Aber wie sich das für einen italienischen Mann gehört, lässt sich Tommaso davon nicht beeindrucken und hechelt seiner Angebeteten solange hinterher, bis die seine verborgenen inneren Werte erkennt. Wenn die beiden dann in die Flitterwochen fahren schwenkt der Film auf Barbara (Margherita Buy) und Marco (Sergio Rubini), die im gleich Club Urlaub machen. Während die Frau nach ein wenig Romantik sehnsüchtelt und mit ihrem Kinderwunsch ringt, hockt der Mann dauergenervt oder apathisch bei Salzgebäck vor dem Fernseher.
Vom kriselnden Ehepaar bewegt sich der Film weiter zur nächsten Phase: der Eheroutine. Auch die Streifenpolizistin Ornella (Luciana Littizzetto) hat zu Hause einen apathischen Gatten und schwärmt heimlich für den adretten TV-Moderator, der im gleichen Haus wohnt. Als sie herausfindet, dass ihr Mann mit anderen Frauen weniger apathisch zu Gange ist, revanchiert sie sich mit dem lang ersehnten Seitensprung.
Als letztes wird Goffredo (Carlo Verdone) ins Bild gerückt, der nach neun Ehejahren plötzlich und unerwartet von seiner Frau verlassen wurde. Seine Versuche mit Hilfe von Ratgeberlektüre einen amourösen Neuanfang zu machen, enden im Desaster. Der kriselnde Arzt stürzt sich in die Fluten und landet vor einer Strandbar, die der ungeheuer ledigen Schwester von Tommaso aus der ersten Episode gehört, womit sich der Liebesreigen malerisch schließt.
Mit seinem etwas angestrengten Vier-Phasen-Modell bedient Veronesi definitiv mehr Liebesklischees als ein abendfüllender Spielfilm vertragen kann. Gähnend langweilig sind hier die Rollen im Geschlechterkampf verteilt. Mit großer Geste werden die banalsten Erkenntnisse als lebensphilosophische Weisheiten verkauft, obwohl sie nur selten über Kummerkastenratschläge hinauskommen. Einzig Luciana Littizzetto, mit der man gerne einmal einen ganzen Kinoabend verbringen möchte, ragt als temperamentvolle Strafzettelverteilerin aus dem mittelmäßigen Ensemble heraus.
Martin Schwickert
Manuale d'Amore It 2005 R: Giovanni Veronesi B: Ugo Chiti, Giovanni Veronesi K: Tani Canevari D: Carlo Verdone, Silvio Muccino, Luciana Littizzetto
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