HALLOWEEN

Mit Stich

Rob Zombie dreht Carpenters Klassiker neu

Seit Haus der 1.000 Leichen steht der Name Rob Zombie nicht mehr ausschließlich für Heavy Metal. Der verstörende Blutrausch, den der Musiker schrieb, produzierte und inszenierte, führte das Splattergenre vor vier Jahren zu ungeahnten Höhenflügen. Dabei war die Handlung alles andere als neu und an Klassiker wie The Texas Chainsaw Massacre angelehnt, trotzdem kam der Ideenklau bei der Horrorgemeinde gut an.
Eine Olympiade und "The Devil's Rejects" später wagt sich der Tausendsassa diesmal ganz offensichtlich an einen Kultfilm der Horrorgeschichte heran. Halloween klingt nicht nur wie John Carpenters Meisterstück von 1978, sondern ist mitsamt der bekannten Titelmelodie ein direktes Remake des Gruselklassikers.
Im Hause Myers liegt einiges im Argen: Die Mutter ist eine Stripperin, der Stiefvater ein Junkie und die älteste Tochter ein Flittchen. Für den 10-jährigen Michael (Daeg Faerch) ist das alles eine Schippe zu viel. Passend zum Halloweenabend richtet der introvertierte Junge in seinem Haus ein Blutbad an. Für die Tat wird er lebenslang in die Psychiatrie eingewiesen.
Nach 15 Jahren gelingt ihm der Ausbruch. Michael (Tyler Mane) flüchtet daraufhin maskiert und massakrierend in seinen Geburtsort zurück. Er ist auf der Suche nach seiner jüngeren Schwester Laurie (Scout Taylor-Compton), der letzten noch lebenden Blutsverwandten.
Wer die bisherigen Filme von Rob Zombie kennt, der weiß, dass er auf schnörkellosen Horror steht. Von Carpenters Psychogrusel, der den Zuschauer im Original in zermürbende Erwartungshaltung versetzte, fehlt im Remake daher jede Spur. Geradewegs schreitet der Killer auf seine Opfer los und sticht gnadenlos zu. Er ist ein seelenloses Monstrum. Dementsprechend gewalttätig auch Michaels Erscheinungsbild im Erwachsenenalter. Immerhin steckt unter der blassen Maske der 2,03 Meter Hüne und ehemalige Wrestler Tyler Mane.
Obwohl Zombie in seinem Halloween einen wesentlich ausführlicheren Blick in Michaels Vergangenheit wirft und damit Carpenters ursprünglich geplanten Drehbuch sehr nahe kommt, erschließen sich dem Zuschauer kaum ernsthafte Beweggründe für die Metamorphose vom unbedarften Kind zum Massenmörder. Er ist schlichtweg die Inkarnation des Bösen.
Das sinnlose Meucheln versinkt dadurch in einer gewissen Beliebigkeit. Erst recht, da der Newcomerin Scout Taylor-Compton in der weiblichen Opferrolle die Fußstapfen von "Scream-Queen" Jamie Lee Curtis eine deutliche Nummer zu groß sind.
Die berühmte Vorlage und einige bodenständige Gruseleffekte machen Halloween zweifelsohne zu Zombies bislang massentauglichstem Regiewerk. An die schockierende Kraft und den Horror von Haus der 1.000 Leichen oder The Devil's Rejects kommt das schlussendlich enttäuschende Remake allerdings zu keiner Zeit heran.

Oliver Zimmermann

USA 2007 R&B: Rob Zombie K: Phil Parmet. D: Scout Taylor-Compton, Malcolm McDowell, Danielle Harris, Sheri Moon, Udo Kier