HALBTOT Haue mit Bauch Steven Seagal kloppt sich immer noch Steven Seagal ist ein Relikt aus einer Zeit, in der das Actionkinopublikum nach Kung-Fu-Kämpfen hungerte und die wahren Martial-Arts-Experten aus Hongkong wie Jackie Chan und Jet Li für Hollywood noch nicht verfügbar waren. Als sich Seagal Anfang der 90er mit Filmen wie Alarmstufe: Rot durch die Kinocharts kämpfte, da kam es nicht auf schauspielerisches Vermögen oder ein hübsches Model-Gesicht an. Allein die physische Präsenz zählte. Heute hingegen werden ausgewiesene Softies wie Keanu Reeves mit ein paar Megabytes zu Action-Iconen aufgeblasen. Massige Nullmimen wie Seagal gehören mittlerweile zu den Dinosauriern des Genres. Halbtot heißt sein neuer Film denn auch passenderweise, in dem er den FBI-Agenten Sascha Petrosevitch spielt, der ungeheuer Undercover als Häftling im Hochsicherheitsgefängnis "New Alcatraz" ermittelt. Das Drehbuch, für das Regisseur Don Michael Paul verantwortlich zeichnet, will es, dass ein hochbewaffnetes Gangsterteam mit Fallschirmen auf der Gefängnisinsel landet. Die High-Tech-Ganoven wollen einen Sträfling, der am gleichen Abend hingerichtet werden soll, zwingen, das Versteck seiner 200-Millionen-Beute preis zu geben. Dazu wird Munition in großen Mengen und allen erdenklichen Kalibergrößen bei relativ geringer Treffgenauigkeit verschossen und eine Richterin des Obersten Gerichtes als Geisel genommen. Natürlich haben die Schlimmfinger, die auch eine Matrix-lederne Kampfamazone (Nia Peeples) in ihr Team aufgenommen haben, die Rechnung ohne den Agenten gemacht. Der unnachgiebige Sascha wiegelt die Mitgefangenen gegen die Gangster auf, und die Knackis halten sogar noch zu ihm als seine Undercover-Existenz auffliegt. Dem deutlich in die Jahre gekommenen Seagal wird der Rapper Ja Rule als Kampfgefährte zur Seite gestellt, um wenigstens das jugendliche Zielpublikum bei der Stange zu halten. Trotzdem haben Cutter und Oberbeleuchter noch genug damit zu tun, Bauchansatz, Doppelkinn und verminderte Wendigkeit des gealterten Schwarzgürtelkämpfers zu kaschieren. Hektische Schnittorgien während der Kampfszenen und ein penetrant verdunkeltes Set-Ambiente sind der Preis dafür. Die Vorruhestandsregelung für Action-Stars sieht die Ironisierung des eigenen Images im Alter vor. Aber während Seagal so standhaft finster von der Leinwand herabblickt, fragt man sich, was nach Halbtot eigentlich noch kommen mag: Halbtot 2, Dreivierteltot oder einfach nur Mausetot? Martin Schwickert Half Past Dead USA 2003 R&B: Don Michael Paul; K: Mike Slovis D: Steven Seagal, Morris Chestnut, Ja Rule, Nia Peeples
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