»HABEN (ODER NICHT)« Der Punkt
Trist und traurig - das Kino der 60er kommt wieder Manchmal ist man seinem Herrgott ja schon für Kleinigkeiten dankbar. Zum Beispiel, nicht in die Wirklichkeit gewisser Kinofilme hineingeboren worden zu sein. Jener Filme nämlich, in denen zwei - angezogen - auf dem Rücken im Bett liegen, sich ums Verrecken nicht ansehen, jeweils einen Punkt an der Wand gegenüber anstarren und dabei Erkenntnisse über Fußball, die Liebe, Sartre und das Vögeln vor sich hinnuscheln, die uns alle irgendwie weiterbringen. Haben (oder nicht) - schon der Titel deutet eine humorlose Godard-Variation an - ist voll solcher Szenen. Und weil der Film von einer Frau ist, ist natürlich eine junge Frau die Hauptfigur. Diese junge Frau verliert ihren Job, geht in eine andere Stadt, dort mit einem irgendwie auch vom Leben gebeutelten Jungen ins Bett und anschließend aus dem Bild. Finis. Überstanden. Leute, die zum Lachen in den Keller gehen, haben diesem Debut-Film Witz und Humor bescheinigt - nun, er ist so komisch wie eine durchschnittliche "Derrick"-Folge, nur eben trauriger. Wenn die Hauptdarstellerin lächelt, nähern wir uns schon dem größten Schauwert des Films - was heißt schon Film: dieses schlecht ausgeleuchteten Hörspiels, bei dem die Kamera wie besoffen im Dialog hin und her gerissen oder eine Szene komplett gegen den Dialogrhythmus geschnitten wird - Kunscht halt. Manchmal folgt die Handkamera der Figur auch einfach nur, in dem sie ihr über die Schulter blickt beim Durchdiestraßengehen. Das ist zwar langweilig, sieht aber enorm authentisch aus. Womit wir beim Credo dieser Art von Filmen wären: Wenn's trist, dunkel und mit O-Ton ist, ist's Wirklichkeit - ein Glaubenssatz aus dem drögen Kino der 60er. Daß jetzt eine neue Generation antritt, sich über diesen Irrtum mühsam hinwegzuarbeiten, hat etwas deprimierendes an sich.
-thf-
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