GUESS WHO - MEINE TOCHTER KRIEGST DU NICHT
Verblödelt Rassismus verkehrt - eine gute Idee wird versenktAls Katherine Hepburn und Spencer Tracy in Guess Who's Coming to Dinner (1967) Sidney Poitier zum Essen empfingen und feststellen mussten, dass ihr zukünftiger Schwiegersohn schwarzer Hautfarbe war, entspann sich daraus eine bittersüße Satire über die rassistischen Ressentiments der amerikanischen Oberschicht. 38 Jahre später dreht Kevin Rodney Sullivans Guess Who den Spieß um und schickt den jungen, weißen Börsianer Simon (Ashton Kutcher) zum Antrittbesuch bei einer afroamerikanischen Familie.
Bei der Ankunft am luxuriösen Familiensitz in der Vorstadt wird der schwarze Taxifahrer von Vater Percy (Bernie Mac) mit Handschlag als zukünftiger Schwiegersohn begrüßt, während Simon nur am Rande als Kofferträger wahrgenommen wird. Schön ausgekostet wird das Verwechslungsmoment in dieser Szene, in der die ethnischen Machtverhältnisse und Stereotypen auf den Kopf gestellt und dreimal durchgeschüttelt werden.
Leider bleiben solche Szenen eine Rarität, denn Sullivan und die drei Drehbuchautoren, die an dem Skript herum geschraubt haben, kochen die Gesellschaftssatire schnell aufs Soap-Opera-Format herunter. Denn wann immer Hollywood die afroamerikanische Community als Zielgruppe ins Visier nimmt, wird erst einmal das Humorniveau um mindestens die Hälfte gesenkt.
Wenn Percy, um die sexuelle Würde seiner Tochter zu beschützen, den Schwiegersohn ins Souterrain einsperrt und sich selbst daneben schnarchend ins Bett legt, wird diese leidlich komische Szene fast zehn Minuten lang vor der Kamera zerdehnt, bis dem gutwilligsten Zuschauer das Lachen vergeht.
Wie müde Sternschnuppen leuchten gelegentlich die verpassten Chancen des Skripts auf. Am Essenstisch fordert der Vater den widerstrebenden Simon auf, doch mal ein paar ethnische Witze aus dem Büro zum besten zu geben. Am Anfang lachen noch alle mit, aber dann kippt die Situation, genauso wie es der Vater gewollt hat, in die rassistische Konfrontation. Danach erschrickt der Film vor der eigenen Courage und dreht sofort wieder in seichtere Blödelgewässer ab.
Guess Who könnte viel und will zu wenig. Aus der komplexen Familienkomödie wird ein billiges Buddy-Movie zwischen schwarzem Patriarch und weißem Schwiegersohn, die am Ende doch noch echte Kumpels werden. Vielleicht hätten die Frauenfiguren das familiäre Lustspiel noch retten können, aber die sind auf die Rolle von attraktiven Stichwortgeberinnen reduziert - eine weitere verpasste Chance.
Martin Schwickert
USA 2005 R: Kevin Rodney Sullivan B: David Ronn, Jay Scherick, Peter Tolan K: Karl Walter Lindenlaub D: Bernie Mac, Ashton Kutcher, Zoë Saldaña
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