GRÜNE WÜSTE

Ritter und Leukämie

Zwei Kinder zwischen Phantasiewelt und realem Elend

Bedingungslose Emotionalität ist der Schlüssel zu Grüne Wüste . Selten gelingt es einem Film so extrem darin zu schwelgen und dennoch wahrhaftig zu bleiben. Im Zentrum stehen die beiden Kinder Katja und Johann. Gemeinsam schaffen sie eine Phantasiewelt um edle Ritter und Ehre, der sie in einer Burgruine im nahen Wald Gestalt verleihen.

Diese Welt ist für beide das Gegengewicht zur unangenehmen Familiensituation. Katjas Mutter geht mehr oder weniger offen mit Johanns Vater fremd. Ihr Vater erscheint Katja wie ein Schlappschwanz, Johann hat keine Mutter mehr. Zwischen den beiden Kindern entwickelt sich langsam zarte Bande, an denen sie sich festhalten. Dann muss Johann ins Krankenhaus - Leukämie. Ob er überleben wird, ist ungewiss. Katja will alles tun, um ihm zu helfen wieder gesund zu werden.

Mit den Mitteln eines Märchens geht Grüne Wüste zu Werke, wenn es um die Phantasiewelt der Kinder geht. Da taucht schon mal ein Ritter in voller Rüstung auf, der neben dem fahrenden Wagen her reitet. Differenziert zeichnet der Film die Lebensumstände in dem kleinen, vollkommen vom grünen Wald umgebenden Dorf.

Die so bezeichnete "grüne Wüste" ist Fluchtpunkt mitgenommener Kinderseelen und wird zum zauberhaften Traumland, in dem die Welt in Ordnung ist, auch wenn drumherum alles auseinanderbricht.

Stefan Dabrock

BRD 2000. Regie: Anno Saul. K: Gero Steffen. B: Swenja Karsten. D: Tatjana Trieb, Robert Gwisdek, Martina Gedek, Ulrich Noethen, Heino Ferch.