GROUPIES FOREVER Wild at Heart
Susan Sarandon und Goldie Hawn waren mal heiß Die Sammlung ist imposant. Ein ganzer Schuhkarton voll Polaroids. Von Frank Zappa bis Jim Morrison sind darauf alle Rockgrößen der 60er zu sehen - von vorne und bauchnabelabwärts. Die Trophäenkollektion ist ganz hinten im Keller von Levinias Eigenheim versteckt. Erinnerung an eine wilde Jugend, die sie vor Mann und Kindern streng geheim hält. Als Levinia (Susan Sarandon) noch Vinnie genannt wurde, gehörte sie mit ihrer besten Freundin Suzette (Goldie Hawn) zu den heißesten Groupies in Westhollywood. Kaum ein Rockstar in L.A., den sie sich in den Roaring Sixties nicht zur Brust genommen haben. Dann gingen die Wege auseinander. Levinia begann in Phoenix ein neues, geregeltes Leben an der Seite eines Rechtsanwaltes mit politischen Ambitionen. Suzette hingegen blieb hinter dem Tresen eines Rockclubs hängen und hat in ihrem weiten Herzen den wilden Geist der 60er am Leben gehalten. Auch heute noch schmeißt sie sich in knallenge Jeans und präsentiert ihr silikongestärktes Dekoltée in pinkfarbenen Elastantops. Als sie ihren Job in der Bar verliert, erinnert sich Suzuette an die alte Freundin. Das erste Zusammentreffen nach 20 Jahren fällt allerdings wenig herzlich aus. "Ich gebe dir 5000 Dollar, wenn du verschwindest", sagt Levinia die Gartenharke in der Hand. Im Gegensatz zu Suzette hat sie mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen und geht in ihrer neuen Existenz als Hausfrau und Übermutter scheinbar vollkommen auf. Wie ein blonder Engel schneit Suzette in das aufgeräumte Vorstadtleben hinein und erweckt Levinia aus ihrem spießigen Dornröschenschlaf. Hinfort mit all den beigefarbenen Kostümen, hinein in Stretchhose und Jeansjacke. Die verzogenen Teenagergören erkennen ihre Mutter nicht wieder und auch der Göttergatte gibt sich pikiert ... Groupies Forever ist ein Film, der sich besser erzählen als ansehen lässt. Zweifellos hat die Geschichte anarchistisches Potential, und manche Dialogzeilen sind zum Mitschreiben komisch. Selbstverständlich sind Susan Sarandon und Goldie Hawn als muntere Relikte einer wilden Ära optimal besetzt. Aber die dramaturgische Form, in der Regisseur Rob Dolman seine Frauenfreundschaftsstory serviert, erstickt jeglichen Freigeist in biederster Konvention. Der durchkalkulierte Plot ist so überschaubar wie ein Minigolfplatz. Selbst ungeübte Kinogänger können sich auf einen absolut überraschungsfreien Abend einstellen. Alle Chancen der Geschichte psychologischen Tiefgang zu verleihen, werden vorsätzlich vertan und die Konflikte sentimentalisiert, noch bevor sie richtig gezündet haben. Auf Gedeih und Verderb hat es Dolman auf ein Frauenpower-Feelgoodmovie abgesehen. Als Quotenmann wurde noch Geoffrey Rush in der Rolle eines exzentrisch-verklemmten Schriftstellers hineinaddiert, damit Suzette ihre Erweckungskräfte auch am anderen Geschlecht beweisen kann und ein eheähnliches Happy End garantiert ist. Mit kessen Dialogen und einem kernigen Rockn-Roll-Soundtrack beschwört Groupies Forever den Geist der wilden 60er, aber tief in seinem Herzen herrscht die opportunistische Leere des neuen Jahrtausends.
Martin Schwickert
The Banger Sisters USA 2002 R&B: Bob Dolman K: Karl Walther Lindenlaub D: Goldie Hawn, Susan Sarandon, Geoffrey Rush
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