The Green Wave Ein paar Tage im Mai Eine Dokumentation der Teheraner Empörung 2009 Auch das hat der iranische Staatschef Mahmud Ahmadinedschad mit Georg W. Bush gemein: Beide kamen unter höchst seltsamen Wahl-Bedingungen an die Macht. Aber während die USA eine Demokratie sind, wo die Betrügereien der Herrschenden erst gerichtlich geprüft und dann genehmigt werden, musste in Teheran im Juni 2009 das Volk persönlich auf die Straße gehen, um gewaltfrei und sehr gesittet auf Transparenten zu fragen "Wo ist meine Stimme?". Nach der für die Herrschenden überraschenden Massenbegeisterung für die Kandidaten der Opposition, hatte die Wahlkommission schnell und forsch verkündet, auf Herrn Ahmadinedschad entfielen über 60% aller abgegeben Stimmen. Auf die Proteste war das Regime offensichtlich sehr gut vorbereitet. Es schlug mit aller Härte zurück, schickte seine Mordkommandos in die Straßen, verprügelte Demonstranten, vergewaltigte Häftlinge, prügelte sie zu Tode, und nach einer Woche Straßenschlachten entschied der oberste Mullah, die Wahl sei gerecht und das Volk solle gefälligst wieder nach Hause gehen, sonst sei es an den zu erwartenden Toten selbst schuld. Die Tage des Aufstands, als das Volk auf die Straße ging, um für ein paar klitzekleine Reformen zu demonstrieren, beschreibt Ali Samadi Ahadi in einer Mischung aus Interviews, Doku-Szenen und animierten Sequenzen, die nach damaligen Blog-Einträgen und nach Augenzeugenberichten gefertigt wurden. Ahadi, der zuletzt durch die Komödie Salami Aleikum aufgefallen war, lässt seine Helden erzählen, ist meistens behutsam mit den Bildern (nur selten sehen wir, wegen der schlechten Qualität gnädig verpixelte Aufnahmen von den Mordtaten der Soldateska) und formt daraus das Bild einer anhaltenden Frustration. Ahadis Zeuginnen und Zeugen sitzen heute allesamt im Ausland und hoffen, eines Tages in ihre Land zurückkehren zu können. Dem Film und seinen Protagonisten ist vor allem das Unverständnis darüber gemein, warum das Regime derart brutal und hemmungslos zurückschlug. "Wir wollten doch nur ein paar Änderungen in der Islamischen Republik", sagt einer, "wir wollten doch gar nicht die Regierung stürzen." Gerade weil der Film wenig analytisch ist, reizt der Vergleich mit heutigen Vorkommnissen. Einerseits war der Teheraner Aufstand offensichtlich ein intellektuell inspirierter, weshalb es ihm vielleicht an der Radikalität der heutigen Proteste in Tunis und Kairo mangelt, andererseits: vielleicht säße Herr Ahmadinedschad längst in Untersuchungshaft, hätten seine Schergen nicht so schnell und hemmungslos zurückgeschlagen. Gemein sind den Vorjahresprotesten und den heutigen Rise-Ups: Der Westen steht schweigend daneben und hat Angst, dass ihm seine "Gesprächspartner" abhanden kommen. Auch die bittere Enttäuschung darüber ist The Green Wave anzumerken. Thomas Friedrich D 2010 R & B: Ali Samadi Ahadi. Mit Navid Akhavan, Payam Akhavan, Shirin Ebadi
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