The Green Prince Der verlorene Sohn Dokumentation über einen unerhörten Spionagefall Inzwischen hat Hollywood die Rechte für einen Featurefilm erworben. Die Geschichte des Mosab Hassan Yousef ist aber auch zu spannend, als dass man sie einem Dokumentaristen wie Nadav Schirman überlassen könnte. Dabei hat der sich in The Green Prince alle Mühe gegeben, die Fakten in nachinszenierten Szenen möglichst spannend zu präsentieren. Wenn Mosabs Shin-Bet-Führungsoffizier erzählt, der israelische Geheimdienst habe mal eine gefakte Razzia mit Spezialeinheiten arrangiert, und Mosab sei dieser Razzia nur um Minuten entgangen, dann sehen wir grünstichige Nachtsicht-Bilder, wie wir sie inzwischen von "Call of Duty" und anderen Shootern gewohnt sind, in denen Soldaten um Häuser schleichen und offenkundig jemanden verhaften wollen: Mosab Hassan Yousef, den Sohn des Hamas-Mitbegründers Scheich Hassan Yousef, der seit Jahren für den israelischen Geheimdienst Shin Bet arbeitet und immer in Gefahr schwebt, enttarnt zu werden. Die sagenhafte Geschichte des Sohns eines Islamisten, der sich eines Tages den Israelis anschloss ("Wenn du deine Mutter vergewaltigst, ist das in unserer Kultur eine große Schande; wenn du für die Israelis arbeitest, ist das eine größere Schande") und viele Jahre lang die Köpfe der Hamas kannte, chauffierte und ihre Gespräche mit seinem Vater an Shin Bet weitergab, ist auch die Geschichte seines Führungsoffiziers Gonen. Beide, Mosab und Gonen, erzählen ihre gemeinsame Geschichte in getrennt aufgenommen Szenen, die sich am Ende aufs seltsamste berühren. Dazwischen erfahren wir viel, etwa über das PLO-Idol Arafat: "Eines Tages", so Mosab, "rief Arafat an und sagte: éSeid bereit, ab Morgen lassen wir alles in die Luft gehen!' Er selbst hat sich nie die Hände schmutzig gemacht, der feine Herr". "Der grüne Prinz", wie er innerhalb des Shin Bet genannt wird, wo nur wenige seine Existenz kennen, bleibt eine grandiose und eigenwillige Quelle. Mosab weigert sich, der Hamas beizutreten (was seine Arbeit erleichtern würde, aber er hasst die Islamisten), er warnt seinen Vater (der von Mosabs wahrer Existenz nichts ahnt) vor bevorstehenden Verhaftungen (was ihm der Geheimdienst nachsieht), und er gilt als gefährlich, sein Führungsoffizier darf sich ihm nur von Leibwächtern begleitet nähern. Diese ganze Geschichte, die schließlich doch aus dem Ruder läuft und teilweise bereits als Buch erzählt wurde, hat Schirman sehr dicht und präzise und linear arrangiert, weshalb The Green Prince zwar ein Film ist, in dem viel geredet wird, der aber spannender ist als so mancher Mainstreamthriller der letzten Jahre. Thomas Friedrich D/GB/USA/Israel 2014 R & B: Nadav Schirman K: Hans Fromm, Giora Bejach, Raz Degan, Hans Funck D: Mosab Hassan Yousef, Gonen Ben Yitzhak. 111 Min. OmU
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