GILAVEN! IDA KELAROVA

Musik & Leben
Ein Jahr mit der Roma-Musikerin Ida Kelarova

Der Raum ist voller Menschen. Ida Kelarová setzt sich auf einen Stuhl und beginnt mit rauer, tiefer Stimme ihre Geschichte zu erzählen. Als Tochter einer Tschechin und eines Roma befindet sie sich zwischen zwei Kulturen. Während ihre Mutter alles offen heraus sagte, hielt ihr Vater seine Gefühle zurück und war mit 49 Jahren gelähmt. Seine Lähmung führt Ida auf die lebenslange Verleugnung seiner Herkunft zurück. Ida geht einen anderen Weg. Durch ihre Musik macht sie auf das Leben der Roma aufmerksam.
Ein Jahr lang begleitete der deutsche Regisseur Stephan Settele die Sängerin Ida Kelarová auf ihren Konzerten, Workshops und Besuchen bei den Roma in Tschechien und der Slowakei. Sein Dokumentarfilm porträtiert nicht nur die Musik, sondern auch das Leben der Roma. Dabei werden die Roma keinesfalls idealisiert. Ida hört von ihrer Armut, den Übergriffen der Skinheads, aber auch vom Alkoholismus und Phlegma. Ida versucht zu helfen, doch die Behörden stellen sich ihr in den Weg. Als sie eine Wagenladung Kleidung organsiert, muss sie für die Genehmigung eine hohe Zollgebühr zahlen. Die gegenseitige Fremdheit zwischen den Kulturen wird auch durch den Umgang der Behörden mit den Roma bewusst. Eine junge Frau erzählt, wie Roma 1989 in Neubauten umgesiedelt wurden und ihre Pferde in den neunten Stock mitnahmen.
Im Zentrum aber steht die Musik, die Ida mit ihrer Band Romano Rat (Roma Blut) spielt. Neben diversen Musikeinlagen, gemeinsam mit den Roma, werden Konzertausschnitte von Ida und ihrer Band vorgestellt. Auf dem Gypsy Celebration Festival am Ende des Films, auf dem sich Weisse und Roma begegnen, wird die Musik zur gemeinsamen Sprache der Kulturen.
Gilaven! ist ein klassischer Dokumentarfilm. Es gibt keinen Missetäter wie George Bush bei Michael Moore oder McDonald´s bei Morgan Spurlocks Super Size Me, hier sind alle Beteiligten Opfer und Täter zugleich.

Monika Socha
D 2004. R: Stephan Settele. K: Peter Zach.