Plötzlich Gigolo Die Frau des Rabbis Vanessa Paradis in einer Liebeskomödie, die Vielfalt gegen Fundamentalismus stellt Die Exposition dauert keine fünf Minuten, dann haben die alten Freunde Murray (Woody Allen und Fioravante (John Turturro) beim Büchereinpacken die Idee entwickelt, Fioravante als Gigolo arbeiten zu lassen. Murrays Hautärztin Dr. Parker (Sharon Stone) hat nämlich Interesse an einem Dreier geäußert, gemeinsam mit ihrer Freundin Selima (Sofia Vergara), und Murray gefragt, ob er nicht jemanden dafür kennen würde. Und Murray, das alte geldgierige Schlitzohr, hat "ja" gesagt und überredet jetzt seinen Freund zum bezahlten Sex. Das mit dem Dreier dauert noch ein bisschen, denn Dr. Parker möchte den empfohlenen Gigolo erst einmal für sich alleine prüfen, und so kommt Fioravante neben seinem Beruf im Blumenladen zu einem lukrativen Nebenjob, weil Murray ein Händchen dafür hat, einsame Damen auf der Straße anzusprechen und ihnen die Dienste seines Freundes anzubieten. Murray erhält dafür übrigens 40 Prozent der Einkünfte seines etwas einfältigen Freundes und kann somit seiner Frau zum Beispiel eine neue Couch kaufen. Im Verlauf seiner Liebesdienste gerät Fioravante auch an Avigal (Vanessa Paradis), die Witwe eines Rabbis, der es nicht erlaubt ist, einem anderen Mann auch nur die Hand zu geben. Der sehnsüchtig lustvolle Blick Avigals, als Fioravante seine Hand auf ihren Rücken legt, gehört zu den erotischsten Momenten dieser freundlichen Komödie. Avigal und Fioravante verlieben sich ein bisschen ineinander, was natürlich gar nicht sein darf (auch wenn Murray seinen Freund der Sittsamkeit wegen als sephardischen Juden präsentiert), auch weil Stadtviertelpolizist Dovi seit langem in Avigal verliebt ist (Liev Schreiber als Dovi mit Schläfenlocken und schmachtendem Blick gehört zu den vielen Besetzungscoups des Films). Es geht weniger darum, ob man Sex für Geld anbieten oder genießen darf, sondern wie man zusammenfindet, wenn man aus verschiedenen Kulturen kommt. Woody Allen als Jude Murray (der am Ende vor ein jüdisches Strafgericht in Brooklyn zitiert wird) hat ganz selbstverständlich eine schwarze Frau und viele schwarze Kinder. Als er mit den fundamentalistisch erzogenen Kindern das Rabbis zusammentrifft, bringt er ihnen erstmal Baseball bei. Fioravante, als er von Dovi am Ende böse angefahren wird "You're not really jewish, are you?", zuckt mit den Schultern und sagt "I´m not shure". Mit dem jüdischen Viertel in Brooklyn als Ort der Handlung landet Woody Allen als fröhlicher Rentner Murray wieder dort, wo er mit Annie Hall seine Karriere begründete. Bei Turturro ist alles weniger hektisch als bei Allen, er lässt seinen Schauspielern mehr Zeit und seine Einstellungen sind nicht so lang. Aber er hat den Humor und den Rhythmus, den Tonfall und den Geschmack eines Allen-Filmes. Sogar der erlesene Jazz-Score könnte vom Meister selbst zusammengestellt worden sein Thomas Friedrich Fading Gigolo. USA 2013 R & B: John Turturro K: Marco Pontecorvo D: Woody Allen, John Turturro, Sharon Stone, Vanessa Paradis, Sofia Vergara, Liev Schreiber, 90 Min.
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