Gianni und die Frauen Heimliche Geliebte Zwei alte Herren und ihre senilen erotischen Wunschträume Mit liebevoller Ironie, autobiografischer Authentizität und einem wunderbaren Ensemble hochbetagter Laiendarstellerinnen erzählte Gianni Di Gregorio in Das Festmahl im August von den Höhen und Tiefen des Alterns. Nach diesem Low-Budget-Erfolg legt der Autorenfilmer mit Gianni und die Frauen nun noch einmal nach. Im Mittelpunkt steht erneut der Muttersohn Gianni, der als Frühpensionär in Rom ein freudloses Dasein fristet. Am Morgen schreibt die Ehefrau ihm eine lange Liste mit Einkäufen und Erledigungen, an der er sich geduldig abarbeitet, solange seine 95-jährige Mutter ihn nicht wegen irgendeines Wehwehchens herbeizitiert, um ihn dann als Kellner für ihre Kartenspielrunde in Gebrauch zu nehmen. Als sein Freund Alfonso ihm erzählt, dass um ihn herum fast alle Männer seines Alters eine Geliebte haben, beginnt auch der genügsame Gianni die Parameter seines Lebens neu zu überdenken. An schönen Frauen, um die sich die neu erwachten Fantasien ranken können, fehlt es in Giannis Leben nicht: die Pflegerin seiner Mutter, die nette, junge Nachbarin, deren Hund er immer ausführt, eine alte Jugendliebe, die sich über ein Wiedersehen freut, die beiden attraktiven Blondinen, mit denen Freund Alfonso ein Doppel-Rendezvous ausmacht. Mit Genuss lässt Di Gregorio seinen Antihelden durch erotische Wunschtraumwelten stolpern und die Hoffnungen des unbeholfenen Gigolos mit lakonischem Humor versanden. Dabei beschreibt der Film Altwerden als einen Zustand, dessen Lächerlichkeit man mit Würde zu tragen lernen muss. Diese Erkenntnis hatte die Damenrunde, die sich in Das Festmahl im August um den Essenstisch versammelte, schon längst verinnerlicht. An die Originalität, mit der dieser Film seine stark verwitterten Heldinnen des Alters feierte, kommt Gianni und die Frauen als Nachfolgewerk, das die männliche Virilitätskrise liebevoll karikiert, nicht heran. Martin Schwickert Gianni e le donne I 2011 R: Gianni Di Gregorio B: Gianni Di Gregorio, Valerio Attanasio K: Gian Enrico Bianchi D: Gianni Di Gregorio, Valeria De Franciscis, Alfonso Santagata
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