GHOSTS OF MARS Nebel des Grauens John Carpenter steckt immer noch in den 70ern. Wer glaubt, technischer Fortschritt halte sich noch Jahrhunderte aufrecht, der irrt. In Ghosts of Mars zeigt uns John Carpenter eine außer-planetarische Welt anno 2176, in der technologische Waffen fast nicht und archaische Schlitz-Instrumente im Übermass existieren. Das mittelalterliche Ambiente weicht in einem Punkt von den Erwartungen ab: auf dem menschlich besiedelten Mars herrscht das Matriarchat. So sind die ranghohen Offiziere, die den Super-Verbrecher Desolation Williams (Ice Cube) überführen sollen, allesamt weiblich, kühl und - das nennt sich bei Carpenter wohl Logik - leicht lesbisch. Als die Einheit eine Strafkolonie erreicht, um den Gefangenen abzuholen, ahnen wir die Katastrophe. Niemand ist weit und breit zu sehen, seltsame Scheren-Objekte hängen von den Decken und im Freizeit-Zentrum entdecken die Polizisten geköpfte Leichen. Edward mit den Scherenhänden hätte es nicht besser machen können. Darüber verliert auch Anführerin Pam Grier schnell ihren Kopf, verlässt die Szenerie aber mit einiger Würde. Eine überforderte Natasha Henstridge als Leutnant Ballard muss nun Authorität ausstrahlen und verbündet sich in einem Gegensatz-Pakt Verbrecher/Polizist, schwarz/weiss, männlich/weiblich mit Ice Cube. Damit ist das grosse Gemetzel eröffnet. Zumal eine Zombie-Armee aus Marylin-Manson-Lookalikes auf einmal als ganz reale Gefahr vor den Bunker-Toren um Einlass hämmert. Es bleiben noch zwei Fragen offen: Warum müssen alle sterben? Und wann müssen alle sterben? Die erste Frage klärt sich rasch: Ein parasitärer Ur-Nebel dringt in alles nicht Marsianische ein und verwandelt Menschen in schlitz-geile auto-destruktive Monster. Für die Antwort der zweiten Frage muss man nur das Ende des Films abwarten. Aber das kommt einer cineastischen Folter gleich. Ghosts of Mars ist nicht nur ein Katastrophenfilm, sondern auch eine Katastrophe von Film. Carpenter bläht hier ein B-Movie auf Übergröße auf, verramscht Science Fiction-Filme und stattet alles mit billigster Tricktechnik aus. Das ist ein Trash-Meisterwerk wie aus den Siebzigern, kein Schocker aus dem 21. Jahhundert. Alles riecht an diesem Film unausgegoren: die Story, die Kampfszenen und die Schauspieler. Er platzt beinahe vor Platitüden und Stereotypen. Carpenter ist ein wunderbar vernebeltes Werk gelungen - als wären zwanzig Jahre Filmgeschichte nicht passiert. Ulf Lippitz R&B: John Carpenter. B: J.C.& Larry Sulkis. K: Gary B. Kibbe. D: Ice Cube, Natasha Henstridge, Jason Statham, Pam Grier, Joanna Cassidy.
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