DER GHOSTWRITER

Verwirrspiel

Roman Polanski verfilmt sich selbst ein bisschen

Die letzten Schnittanweisungen für seinen neuen Film hat Roman Polanski aus der Gefängniszelle gegeben. Es ist eine Ironie des Schicksals, wie die Bilder von Realität und Fiktion sich gleichen. Im Film wird ein britischer Ex-Premierminister, dem die Verhaftung außerhalb der USA und ein Verfahren vor dem internationalen Gerichtshof droht, in einem Ferienhaus von der Presse belagert. Die Aufnahmen sind kaum von denen zu unterscheiden, die von Polanskis Schweizer Chalet durch die Welt gingen, in dem der Regisseur unter Hausarrest steht.

Die Parallelität zwischen der Story des Films und der juristischen Situation seines Machers könnte fast vergessen lassen, dass dieser Polit-Thriller eigentlich eine ganz andere prominente Persönlichkeit ins Visier nimmt - nämlich den ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair. Auch wenn der Autor der Romanvorlage Robert Harris, ein langjähriger Vertrauter Blairs und Freund Polanskis, alle konkreten Verweise zur politischen Karriere des früheren Labour-Chefs abstreitet, sind die zeitgeschichtlichen Analogien unübersehbar.

Der ehemalige britische Premier Adam Lang (Pierce Brosnan) hat sich auf die amerikanische Promi-Insel Martha's Vineyard zurückgezogen, um seine Memoiren zu beenden. Ein erfolgreicher Schriftsteller (Ewan McGregor) wird als Ghostwriter unter Vertrag genommen und soll dem langweiligen Elaborat literarisches Leben einhauchen. Wenige Tage nach seiner Ankunft platzt die PR-Bombe. Lang wird beschuldigt im Zuge des Irakkrieges britische Staatsbürger als Terroristen an die Amerikaner ausgeliefert und damit der Folter des US-Geheimdienstes ausgesetzt zu haben. Dafür soll sich der Ex-Premier nun als Kriegsverbrecher in Den Haag verantworten.

Der politisch eher desinteressierte Romancier gerät immer tiefer in das Intrigenspiel der Macht, in dem Langs intelligente Ehefrau Ruth (Olivia Williams), die CIA und der früherer Ghostwriter involviert sind, der vor wenigen Wochen tot an den Strand gespült wurde.

Höchst amüsant und werkgetreu zur Romanvorlage inszeniert Polanski sein politisches Vexierspiel, das seine Spannung bis zur letzten Minute aufrecht erhält. Unverkennbar ist seine filmische Handschrift, mit der er wie schon in Frantic die straff strukturierte Geschichte mit einem leicht surrealen Schleier überzieht, Plotwendungen nonchalant aus dem Hut zaubert und die Figuren immer über Bande anspielt.

Martin Schwickert

The Ghost. GB 2009 R: Roman Polanski B: Robert Harris, Roman Polanski K: Pawel Edelmann D: Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams