GEGEN JEDE REGEL

Keine Verlierer

Ein Sport- und Rassendrama von Jerry Bruckheimer - das muß krachen

Noch vor 30 Jahren herrschte in weiten Teilen der USA faktisch ein Apartheitssystem. Obwohl die Rassentrennung bereits 1954 für verfassungswidrig erklärt worden war, wurden in einigen Bundesstaaten erst Anfang der 70er Jahre die Schulen von Schwarzen und Weißen zusammengelegt. Boaz Yakins Gegen jede Regel erinnert an den schwierigen und vorbildlichen Annäherungsprozess an einer HighSchool in Alexandria, Virginia. Jahrelang hat Coach Yoast (Will Paton) das (weiße) Footballteam der Schule durch die Meisterschaften geführt. Jetzt will das Kultusministerium ein Zeichen setzen und ernennt den schwarzen Trainer Herrman Boone (Denzel Washington) zum Chef der Mannschaft. Mit einem gemischten Team sollen die Titans in die Saison starten. Mit militärischen Drill bringt Boone die Jungs auf Trab, nach dem harten Training steht die Annäherung von Schwarz und Weiß auf dem Lehrplan. Langsam erwachsen aus den überhitzten Männerrivalitäten rührende Szenen der Verbrüderung. Zum Saisonstart steht ein Team auf dem Spielfeld, das nicht nur um die Meisterschaft, sondern auch für die gute Sache kämpfen wird. Gegen jede Regel wurde vom Produzenten Jerry Bruckheimer aufs Gleis gesetzt, der bisher durch gnadenlos verbleite Ballerfilme wie Top Gun , Con Air und Armageddon sein Geld verdiente. Auch an diesem sozial engagierte Sportfilm hängen die Schmauchspuren vorangegangener Blockbuster-Produktionen. Denzel Washington geht so charismatisch kerzengerade durch die rassistische Zeitgeschichte wie sein bewaffneter Kollege Bruce Willis durch die Feuersbrünste des Armageddon. Im Morgengrauen hält er vor der verschwitzten Mannschaft patriotische Reden auf dem Schlachtfeld von Gettysburg, wo einst die Yankies die Südstaaten besiegten. Mit der Brechstange wirdpolitische Landeskunde betrieben. Dazu das Knochenkrachen auf dem Spielfeld und die Endspieldramaturgie des Football-Films. Die Mannschaftszusammenstellung ist dem Belehrungsschema des Drehbuches angepasst, und die Verbrüderungsmaschinerie läuft mit gut geölter Hollywood-Präzision. Dramatische Konflikte werden zwischen den jugendlichen Charakterschablonen heraufbeschworen, um sie mit pathosstrotzenden Violinklängen wieder aufzulösen. Wie in jedem Sportfilm geht es auch hier ums Siegen - auf dem Spielfeld und im Leben. Dabei hätte man beim gemeinsamen Verlieren den neugewonnenen Konsens viel besser überprüfen können. Aber in Erbauungsfilmen haben Verlierer eben nichts verloren.

Martin Schwickert

Remember the Titans USA 2000 R: Boaz Yakin B: Gregory Allen Howard K: Philippe Rousselot D: Denzel Washington, Will Patton, Wood Harris