GATTACA


Genetische Spielchen

Die Zukunft erinnert an H.G. Wells

Bereits die ersten Bilder machen deutlich, daß die Menschen in naher Zukunft durch kleinste Körperelemente zu identifizieren sind. Hautschuppen und Haare - die DNS ist der Personalausweis der Zukunft. Drehbuchautor und Regisseur Andrew Niccol entwickelt in seinem Spielfilmdebüt die Vision einer zweigeteilten Gesellschaft aus einerseits perfekten Menschen, die einen vorprogrammierten Gencocktail in sich tragen, und andererseits den auf natürliche Weise entstandenen "Invaliden", die im totalen Genüberwachungsstaat zum ewigen Hilfsarbeiterdasein verdammt sind.
Einer dieser "Invaliden", der von Ethan Hawke ansteckend paranoid dargestellte Vincent, will aus dem Gendeterminismus ausbrechen, indem er sich eine neue DNS-Identität erkauft. Dies ist durch die Körpersäfte des durch einen Unfall gelähmten Jerome möglich. Die Verbindung, die zwischen Vincent und Jerome entsteht, ist das spannendste Motiv des Films. Ist ihr Kontakt zuerst auf reinen Austausch von Urin- und Blutpäckchen beschränkt, wird ihnen durch vorsichtige Annäherung bald bewußt, welche Schwäche vorprogrammierte Perfektion und welche Stärke der Glaube an sich selbst hervorbringen können. Ansonsten wird das eigenlich spannende Gedankenspiel um die Berechenbarkeit der menschlichen Identität und das moderne Frankenstein-Motiv auf das Passieren von irgendwelchen Schranken beschränkt. Deshalb muß man sich leider auch mit einer minimal agierenden, lediglich durch ihren Sekretärinnen-Look charakterisierten Uma Thurman begnügen. Auch wenn es durch das unterkühlte Ambiente gelingt, eine beängstigend sterile Atmosphäre zu schaffen, so benötigte das Drehbuch dann eben doch noch einen Mord, um die nur mäßig aufreibend dargebotene Thematik schwerfällig aufzupeppen.

Christine Ehret