FRIENDS WITH MONEY

Sexy Putze

Jennifer Aniston macht sich die Hände schmutzig

Hoppla, da ist aber jemand gegen den Strich besetzt. Die als verwöhnte Friends-Zicke bekannte Jennifer Aniston räumt gleich im Vorspann ein dreckiges Schlafzimmer auf und spielt dabei mit dem Dildo aus dem Nachttischfach. Pfui. Solche Szenen hätte es in der Sitcom nicht gegeben!
Aber sie spielt hier auch nicht Rachel Green sondern Olivia, eine kiffende Enddreißigerin, die sich als putzende Ich-AG verdingen muss. Warum sie ihren alten Lehrer-Job quittierte - man weiß es nicht und erfährt es auch bis zum Schluss nicht. Daran stört sich jedoch nur ihre alte Clique, ein wahres Gruselkabinett der arrivierten Mittelschicht. So liebt ihre Freundin Jane (Frances McDormand) als erfolgreiche, jedoch früh verblühte Modedesignerin den eitlen Aaron (Simon McBurny), dessen Homosexualität offensichtlich ist. Die sorgenzerfurchte Drehbuchautorin Christine (Catherine Keener) wird dank ihres Partners (Jason Isaacs) zum Hassobjekt der Gemeinde. Denn der Egomane stellt gerade mit seiner umgebauten Designer-Villa die Nachbarschaft wortwörtlich in den Schatten. Ihre Ehe prägen Dialoge wie: Warum siehst Du so anders aus? Ich habe mir den Bart abrasiert. Vor drei Wochen. Tristesse allerorten.
Auch Luxus-Hausfrau Franny (Joan Cusack) plagen Selbstzweifel. Aber gemeinsam mit Matt (Greg Germann) hat sie wenigstens das meiste Geld und nachweislich den meisten Sex. Allerdings ist Matt überzeugter Raucher, was in diesem Milieu einer gefährlichen Geisteskrankheit gleichkommt. So liegt es nicht nur am Altersunterschied, das die unambitioniert vor sich hin feudelnde Olivia geradezu jugendlich erscheint.
Nachdem das traurige Ensemble in den ersten 60 Minuten etwas zu ausführlich vorgestellt wurde, passiert endlich etwas in Olivias Leben: Sie lässt sich mit einem ebenso potenten wie gefühlskalten Sporttrainer (Scott Caan) verkuppeln. Der schenkt Olivia ein Fetisch-Dienstkleid, schaut ihr gelangweilt beim Putzen zu und besteigt sie dabei einige Male. Das soll Mitleid erwecken, ebenso wie die Szene in der Olivia ihre hornigen Hände mit Cremes aus geklauten Kosmetikpröbchen einreibt. Dennoch lässt einen Jennifer Anistons trotziges Schnütchen ebenso kalt wie Olivia ihr Sex- und Arbeitsleben.
Auf Dialogwitz meinte Drehbuchschreiberin Nicole Holofcener (Sex And The City) diesmal verzichten zu können. So hat Olivia außer patzigen Rechtfertigungen gegenüber stichelnden Freunden nicht viel zu sagen. Dass sich am Ende ein übergewichtiger Arbeitsloser als Froschkönig fürs Aschenputtel entpuppt ist zwar sympathisch. Doch auch diese Schlusswendung macht das zähe Werk nicht mehr zur gelungenen Gesellschaftskomödie.

Frank Krings

USA 2006 R&B Nicole Holofcener K: Terry Stacey D: Jennifer Aniston, Catherine Keener, Frances McDormand