»FUSSBALL IST UNSER LEBEN«

Leben ist rund

Deutsche Alltagskomödie im Milieu

Britische Filmkomödien haben gegenüber deutschen einen entscheidenden Vorteil: Sie scheinen im realen Leben angesiedelt zu sein, in einem sozialen Milieu, das eine breite Mehrheit teilt.

Der deutsche Regisseur Tomy Wigand hat sich das gemerkt, als er Fussball ist unser Leben in die deutsche Reihenhaussiedlung versetzte. Wigands Helden sind Anhänger von Schalke 04. Sie sind loyal bis in die Haarspitzen, sehen in ihren Jeans-Anzügen katastrophal mies aus und leben für den Samstagnachmittag. Hans (Uwe Ochsenknecht) ist der schlimmste von allen. Er verwettet das Haus seiner Frau auf ein Tor des einstigen Superstars Pablo Antonio Di Ospeo (Oscar Ortega Sanchez). Als ihm die Kokainsucht des Spielers zu Ohren kommt, entführt er Di Ospeo und trainiert ihn auf dem kurz getrimmten Hinterhofrasen.

So eine Schnapsidee hält nur ein Film aus, der die Umstände überzeugend darstellt. Wigand untermauert den Plot deshalb mit grau-brauner Ästhetik, sozusagen den Farben des Alltags. Die Colorierung drückt das Stimmungsniveau ordentlich und spiegelt die soziale Schieflage wider. Hans ist arbeitslos, seine Kumpel gehen offensichtlich auch wenig aufsehenerregenden Berufen nach, das Haus ist eine Baustelle, und der Bankkredit steht vor der Fälligkeit.

Das ist nicht nur für den Haupthelden eine schier ausweglose Situation - auch sein Darsteller Uwe Ochsenknecht wirkt überfordert. Als herzensguter trotteliger Hans wartet er stets mit derselben Miene auf: die Augenbrauen leicht traurig zusammengezogen, ein treffsicherer Dackelblick aufgesetzt und die Mundwinkel im spitzen Schmollwinkel nach unten. Ralf Richter, der einen Freund der Hauptfigur spielt, wäre mit seiner drastischeren Prollerei die bessere Alternative gewesen. Die Filmemacher geben sich viel Mühe, die Personen trotz der fragwürdigen Fanphilosophie nicht lächerlich zu machen. So manch trauriger Moment mischt sich mit munteren Scherzen. Aber leider wird Fussball ist unser Leben nicht so rund wie das Leder, um das es hier geht. Jeder angedeuteter Umschwung findet seinen Widerhall in nachgesetzten Dialogen - damit es auch der letzte kapiert. So reicht der Film nicht an die britischen Vorbilder heran. Er ist nett, amüsant und ein schnell konsumierbares Häppchen Kino. Die Reihenhaussiedlung ist um ein Stück Filmgeschichte erweitert. Interessant oder gar spannungsgeladen sind die Blicke hinter die Türen nicht.

Ulf Lippitz