DER FUCHS UND DAS MÄDCHEN

Respekt

Luc Jacquet mag Tiere

Nachdem Tierfilm-Dokumentarist Luc Jacquet mit Die Reise der Pinguine von der Antarktis bis zur Oscar-Verleihung nach Los Angeles gewandert ist, kehrt er jetzt an den Ort seiner Kindheit zurück. Vor der malerischen Kulisse des französischen Jura inszeniert er einen Spielfilm, der von einer märchenhaften Begegnung zwischen Mensch und Tier erzählt.
Aus der Sicht eines 11jährigen Mädchens werden die Begebenheiten geschildert, und das Kind bleibt das einzige menschliche Wesen im Film. Das macht nichts, denn das sommersprossige Gesicht und die aufgeweckten Augen der jungen Bertille Noël-Bruno sind wie geschaffen für die große Kinoleinwand.
Natürlich muss man an "Rotkäppchen" denken, wenn das Mädchen auf der Suche nach dem Vierbeiner durch die Wälder streift. Nur dass hier anders als bei den Gebrüder Grimm das Abkommen vom Wege nicht mit dem Tode bestraft, sondern mit einer prägenden Lebenserfahrung belohnt wird. Auf dem Weg nach Hause sieht das Mädchen zum ersten Mal den Fuchs, und die Begegnung mit dem wilden Fabelwesen will sie nicht wieder loslassen. Hartnäckig macht sie sich auf die Suche, legt sich wochenlang auf die Lauer um einen Blick zu erheischen, und schafft es mit viel Geduld, sich dem Fuchs Stück für Stück zu nähern.
Neben seinen atemberaubenden Landschaftsbildern und den putzigen Tieraufnahmen besteht die Qualität von Jacquets Film vor allem darin, dass er von dem Zauber erzählt, den die Begegnung mit der Natur (nicht nur) bei einem Kind auslösen kann. Der Fuchs und das Mädchen vermittelt ein Gefühl für den Respekt gegenüber der Wildheit des Tieres und den Gesetzen der Natur.

Martin Schwickert

Le Renard et l'Enfant. F 2007 R: Luc Jacquet B: Luc Jacquet, Eric Rognard K: Gérard Simon D: Bertille Noël-Bruno