FRÜCHTE DER LIEBE Mammis Liebling Ventura Pons erzählt vom schwulen Scheiten in Würde Paul ist ein wohlerzogener, amerikanischer Klavierlehrling von einigem Talent kurz vor seinem ersten öffentlichen Auftritt. "Dein Debüt" freut sich die Mutter und zuzzelt Sohnemanns Krawatte zurecht. Aber eigentlich darf Paul nur einem berühmten englischen Konzert-Pianisten die Notenblätter umwenden. "Das ist kein Debüt" insistiert Paul, der lieber bewundern will, als selbst im Mittelpunkt zu stehen. Anfangs. Ein Debüt ist aber sicher dieser Film, nämlich die erste englischsprachige Produktion (mit u.a. deutschem Geld - leider reichte es nicht mal für deutsche Untertiel) des Katalanen Ventura Pons, der in den 70ern vom Theater zum Kino kam. Für Früchte der Liebe (eine dumme Übersetzung von "Food for Love", es geht eher ums Verzehren als um das Ergebnis) konnte er mit guten britischen Bühnen-Schauspilern arbeiten. Zum Beispiel Juliet Stevenson (zuletzt in Kick it like Beckham), Paul Rhys (zuletzt in From Hell) oder Geraldine McEwan (zuletzt in Unbarmherzige Schwestern). Auch seinem "Paul" verhalf Pons zu einem ersten Film-Auftritt als Erwachsener: Kevin Bishop war das Kind in der Muppets Schatzinsel. Bei so vielen Debüts muss man betonen: eine typische Coming Out Geschichte ist es nicht. Ganz unaufgeregt und problemlos landet Paul schon bald im Bett des Pianisten. Anlässlich eines Europa-Urlaubs mit seiner frisch vom Ehemann verlassenen Mutter, weil zufällig der Star in Barcelona auf Tournee ist. Ventura Pons änderte einfach den zu Grunde liegenden Roman des Amerikaners David Leavitt (Nachtmusik mit einem Fremden) passend auf sein Land. Das Coming Out hat eher die Mutter, die sich vom tütteligen Over-Protecting zur Furie für ihren Sohn entwickelt. Erst lernt sie mühsam in Selbsthilfegruppen "Analsex" auszusprechen, dann blamiert sie sich leidenschaftlich beim Versuch, den vermeintlichen Geliebten zur Rede zu stellen. Der aber hat längst die Affäre verlassen, und der Sohn richtet sich als chancenloser Durchschnitts-Künstler im Business ein. Mit väterlichen Freunden, mit Eifersüchteleien, mit scheiternd lodernden Bemühungen um die wahre Liebe, zur Kunst und zu Kerls. Ventura Pons will allen Verlierern beim Verzehren nacheinander ihre Würde lassen. Das tut er langsam, ohne sein Personal an platte Psychologismen zu verraten. Auch die Betrüger haben ihre sympathischen Momente, auch die Betrogenen ihre unsympathischen. Es bleibt kein Held und kein Böser übrig - alle bleiben zurück. Als Essensrest. WING Food for Love. S/D 2001, 112 Min, R. & B.: Ventura Pons, D.: Juliet Stevenson, Paul Rhys, Allan Corduner, Kevin Bishop, Geraldine McEwan u.a.
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