FROST/NIXON Wie einst Rocky Ein Boulevard-Journalist interviewt Ex-Präsident Nixon, der über seine Arroganz stolpert Drei Jahre nach seinem Rücktritt trat Richard Nixon, der von seinem Nachfolger begnadigt worden war, erneut vor die TV-Kameras. Dafür gab es im Wesentlichen drei Gründe: Die Eitelkeit des politischen Ruheständlers, der sich von der Welt missverstanden fühlte. Die 600.000 Dollar Honorar, die er für das vierteilige Fernsehinterview einstreichen konnte. Und die Arroganz, mit der der Politprofi seinen Gegner unterschätzte. Der britische Talkshow-Moderator David Frost (Michael Sheen) galt als journalistisches Leichtgewicht. In England und Australien hatte er es mit seichter Unterhaltung zu bescheidenem Ruhm gebracht. Eher zufällig stolpert er über den Fall Nixon und beißt sich an der Idee fest, den unehrenhaft entlassenen Präsidenten vor die Kamera zu bekommen. Für Frost wäre der Erfolg des Interviews der Einstieg in die ersehnte US-Karriere, aber kaum ein TV-Sender traut dem Briten zu, dass er den alten Hasen aus dem Oval Office aufs Glatteis führen kann. Immerhin heuert er mit den beiden Journalisten Bob Zelnick (Oliver Platt) und James Reston (Sam Rockwell) zwei erfahrene Rechercheure an, aber auch die beiden schlagen nach dem ersten Drehtag die Hände über den Kopf zusammen. Nixon (Frank Langella) hat den wehrlos agierenden Moderator vorgeführt und mit endlosen Selbstbeweihräucherung in Grund und Boden geredet. Denn natürlich weiß der Altpräsident, dass es hier eigentlich nur um eines geht: um das Geständnis, das er bisher strikt verweigert hat. Ron Howards Politdrama Frost/Nixon ist eigentlich wie ein Rocky-Film aufgebaut. Der Herausforderer gilt als chancenloser Außenseiter, schafft es aber durch hartes Training mit einigen Zwischenniederlagen den Gegner in die Knie zu zwingen. Howard bringt hier das Theaterstück von Peter Morgan auf die Leinwand, der schon als Drehbuchautor von The Queen seine herausragenden Fähigkeiten bei der Dramatisierung politisch-historischer Stoffe unter Beweis gestellt hat. Das Duell des machiavellistischen Machtmenschen und des flatterhaften Showmasters ist ein hochspannendes Stück Politkino allererster Güte, das aufgrund seiner kleinen, aber genau ausgeleuchteten historischen Ausschnittsvergrößerung Oliver Stones Nixon -Epos souverän auf die Plätze verweist. Michael Sheen, der in The Queen schon als Tony Blair mit Helen Mirren in den Ring stieg, gelingt es, dem TV-Hallodri immer eine gewisses Maß an Undurchsichtigkeit zu belassen. Frank Langella verkörpert wirklich brillant die politische Arroganz des ehemaligen Chefstrategen, ohne auch nur einen Moment einfache Feindbildklischees zu bedienen. Martin Schwickert USA 2008 R: Ron Howard B: Peter Morgan D: Frank Langella, Michael Sheen, Kevin Bacon
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