JACK FROST


Wintermüde

Der esoterische Schneemann

Jack Frost ist ein Bandleader, dem ein lukrativer Deal ins Haus steht. Es gibt nur ein Problem: Weihnachen steht vor der Tür. Frau und Sohn wollen umsorgt werden. Frost hat bereits das Eishockeyspiel seines Sprößlings verpaßt. Der Plattenboss ruft an, Jack läßt die Familie sausen, er bekommt Gewissensbisse, Jack läßt den Boss sausen, er gerät in einen Schneesturm und läßt das Auto einen Abgrund herunter sausen. Alles Gesause umsonst.
Ein Jahr vergeht. Der Auftritt des eigentlichen Hauptdarstellers von Jack Frost rückt in greifbare Nähe. Es ist ein Schneemann, dem allerlei kosmische Winde die Seele des Bandleaders einhauchen. Belebt wird der unförmige Klumpen durch Jim Hensons "Creation Shop" - und nicht etwa durch Michael Keaton, der in den ersten dreißig Minuten seinen Auftritt hatte. Schneeman alias Frost holt nun alles nach, was er letztjährig versäumt hat. Er lehrt Charlie treffsicheres Eishockey, soziale Verantwortung und erscheint beim Spiel.
Troy Miller inszenierte diesen Schmus, der ohne den animierten Eisklumpen ein hervorrragendes Anästhetikum abgeben würde. Das Aushandeln von Sachzwängen und Sozialverband betreibt Jack Frost äußerst ungeschickt. Die Botschaft "Familie vor Karriere" liest sich wie ein Hohn angesichts dauernd geforderter Flexibilität in der Realität. Darüber trösten auch die Landschaftsaufnahmen und ein Gastauftritt von Henry Rollins nicht hinweg. Jack Frost dümpelt im Fahrwasser spiritueller Schmachtfetzen wie Stadt der Engel. Was du diesseits nicht erlangst, erreichst du vielleicht im Jenseits oder als Figur von dort.

Ulf Lippitz