FRÄULEIN STINNES FÄHRT UM DIE WELT

Global Girl

Dokuspielfilm über eine Art Mondlandung mit dem Auto

Eigentlich gibt es den Film schon seit 80 Jahren, und seine Hauptpersonen haben ihn gemacht. "Im Auto durch zwei Welten" erzählte damals die wahre Geschichte, wie eine deutsche Industriellentochter und ein schwedischer Kameramann zwei Jahre lang um die Welt fahren. Das war sehr aufregend und ein technisches Hau-Ruck-Projekt, wie Lindberghs Atlantik-Überquerung oder die Mondlandung.

Die schönsten Bilder des neuen Films, den Erica von Moeller zum selben Thema machte, stammen aus dem Original, und die spannendsten Passagen sind die, in denen die echte Clärenore Stinnes im schwarzweißen Doku-Material eine Bewegung anfängt und Sandra Hüller sie in neu gedrehten Spielszenen fortsetzt. Da stört es auch nicht, dass der echte Kameramann Carl-Axel Söderström seinem Schauspieler Bjarne Henriksen nicht sehr ähnelt. Oder dass der rekonstruierte Expeditionswagen "Adler" nicht ganz dem Original entspricht.

Der interessante Wechsel von "echt" und "nachgespielt" gipfelt in einer schon damals nachgespielten Szene aus Wochenschau-Material, in der Fräulein Stinnes erklären muss, wie toll sie Amerika findet. Mehrmals, bis die Aufnahme sitzt.

Als Doku-Fiction ist von Moellers Film ein gelungenes Experiment. Als Spielfilm-Geschichte funktioniert er nicht ganz so gut. Was trieb Fräulein Stinnes dazu, mit stählernem Willen um die Welt zu rasen? Und noch in der Wüste Krawatten zu tragen, wie eine Roaring Twentys Großstadtpflanze? Was fand so eine an dem etwas langsamen und glücklich verheirateten Schweden, dass der sich nach der Reise scheiden lies und sie zu ihm zog? Umgekehrt: Was ging in Söderström vor, aus dessen Tagebüchern der Off-Kommentar des Films stammt?

Wing

D 2008, R: Erica von Moeller B: Sönke Lars Neuwöhner K: Sophie Maintigneux, Carl-Axel Söderblöm D: Clärenore Stinnes, Sandra Hüller, Carl-Axel Söderblöm, Bjarne Henriksen