FREUNDE Aug in Aug Eine Charakterstudie aus dem Kiez Freunde - das sind der Polizist Nils und der Barbesitzer Tayfun, die eigentlich trotz gemeinsamer Jugend im Kiez nichts miteinander zu tun haben wollen. Aber man kann sich seine Freunde eben nicht aussuchen, und so gerät Nils nach einer unüberlegten Hilfeleistung an Tayfun mit dem Gesetz in Konflikt, wird von seinem Chef erpreßt, als verdeckter Ermittler in Tayfuns Umfeld einzutauchen, und muß herausfinden, daß auch der Freund tief in illegale Geschäfte involviert ist. Eigler leitet sein Erstlingswerk überraschend routiniert, dabei aber ausgesprochen zurückhaltend. Seine Regie ist nicht Selbstinszenierung, sondern unterstreicht die verschiedenen Handlungscharaktere, die im Zentrum des Films stehen. Beachtlich ist, wie gut Eigler seine Figuren, auch die Nebencharaktere, kennt und wie er ihre inneren Konflikte auch dem Zuschauer zu vermitteln vermag; die mäßig originelle Genregeschichte dient ihm da bloß als Aufhänger. Er und sein Cutter Dirk Grau haben genau das richtige Gespür für das Tempo und wissen die rechte Pause zu setzen, in der sie die Figuren noch vor den entscheidenden Dialogen Kaffee holen lassen können. Überhaupt die Dialoge: Zwar klingeln oft irgendwelche Handys, aber wenn man sich wirklich etwas zu sagen hat, so macht man das bei Eigler persönlich, selbst wenn es nur um zwei Sätze geht. Es kommt somit zu einem wunderbaren Zusammenspiel zwischen Fürmann, der den zwischen Ehrgefühl und Überlebenswillen strauchelnden Nils spielt, und Yildiz als Tayfun. Sogar die sonst oft nervende Christiane Paul als Dritte im Bunde ist gut. Der Höhepunkt des Films, wenn sich alle drei in einem Raum einfinden und der Untergang des einen unvermeidlich ist - hier hat man sich eigentlich nichts mehr zu sagen. Ein großartiger Schluß, und dass der Film dann doch eine Minute zu lang ist und dem inneren Showdown noch eine albern melodramatische Katastrophe folgen muß, wollen wir hier lieber vergessen. Selbst dies kann eine wunderbare Charakterstudie nicht abwerten. Carsten Tritt D 2000. R,B: Martin Eigler K: Michael Mieke D: Benno Fürmann, Erdal Yildiz, Christiane Paul, Erhan Emre
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