DIE FRAU IN SCHWARZ Tote Augen Daniel Radcliffe jagt ein Gespenst Die Zeit war reif für diesen Film. Erstens weil Harry Potter einen Anschlussjob brauchte, und zweitens weil Terabyte voller Mockumentarys schlagende Türen, wehende Gardinen und Gesichter, die sich in Fenstern spiegeln aus der Mottenkiste zurückgeholt haben. Erst dekonstruierten Scream & Co. den Horror durch gleichzeitiges Ausplaudern seiner Bildungsgesetze während der Verfertigung des Schocks, dann gaben die paranormalen Aktivitäten den Schatten ihre Macht zurück und dokumentierten ganz unschuldig, dass wir alle bei knarzenden Dielen nicht gut schlafen. Erst recht wenn unsere liebe Frau vor ein paar Jahren im Kindbett starb, wir beruflich unseren jungen Sohn verlassen und eine leerstehende Villa in den englischen Marschlanden erbanwaltlich betreuen müssen. Zur Erhöhung des Schauers regnet es häufig, das Herrenhaus ist nur bei Flut zugänglich, und alle Einwohner geben sich trotzig. Keiner will den Fremden hier, so wie etwa Jonathan Harker am Borgo Paß höchst unwillkommen war. Ungefähr zu der Zeit spielt auch der Film, Autos sind seltener als Séancen, Telefone kommen gar nicht vor, und das ganze Dorf glaubt fest daran, von einer Frau in Schwarz verfolgt zu werden, die gerne Kinder in den Tod treibt und das vorher Erwachsenen mit allerlei Buhei ankündigt. Ein Fremder im verwunschenen Haus wäre doch ein Fressen für den Geist, also muss der Fremde weg. Aber er bleibt da und findet den Grund für das Gespuke. Nicht ohne vorher lange Zeit allein und ohne Worte durch das knackende, leere Haus gewandert zu sein, etwas einfallslos sich die Geschichte aus Zeitungsausschnitten und Geburtstagskarten zusammenreimend und ein ums andere mal von einer spooky guckenden Porzellanpuppe oder einem unmotiviert losrappelnden Aufzieh-Äffchen an die Wand gespielt zu werden. Sonst aber macht Ex-Harry seine Sache gut, schlottert innerlich und kann doch äußerlich keinem Türknauf widerstehen. Was dahinter wohl lauert? Wer im Watt wohl versunken ist? Ob man dem traurigen Racheengel irgendwie helfen kann? Alles kommt, wie es immer kommt, was ja der eigentliche Schrecken hinter jeder Horror-Geschichte, wenn nicht gar dem Leben selbst ist: Es wird bös enden, auch wenn es auf dem Weg dahin mal aufwärts ging. Allerdings: stand da nicht neben der Frau in Schwarz schon früh im Film auch eine Frau in Weiss an diversen Gräbern? Wer könnte die wohl sein? Die Rettung womöglich? Wing The Woman in Black GB 2011. R: James Watkins B: Jane Goldman nach dem Roman von Susan Hill K: Tim Maurice-Jones D: Daniel Radcliffe, Ciarán Hinds, Janet McTeer, Sophie Stuckey
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