DAS FRÄULEIN
Fahles Licht Ein Film so deprimierend wie das Ende Jugoslawiens
Wenn wir für kurze Zeit mal annehmen, dass der Film vor allem ein optisches Medium ist, muss Regisseurin Andrea Staka ziemlich sauer darüber gewesen sein, kein Hörspiel machen zu dürfen. Denn in Das Fräulein wird jeder Schauwert zwanghaft vermieden. Die Betriebskantine, in der drei Frauen aus Ex-Jugoslawien aufeinandertreffen, gibt das Licht vor: käsegelb, blaustichig, grell, unerfreulich. Den Film zu betrachten wirkt so ähnlich wie eine Magenverstimmung.
Ruza, Mila und Ana kommen aus Serbien, Kroatien und Bosnien (was zwischen den Frauen, heilige feministische Einfalt, kein Problem darstellt). Ruza, die Serbin, lebt seit 25 Jahren in der Schweiz, Mila, ihre kroatische Angestellte, hat ihr beim Aufbau der Betriebskantine geholfen, in die eines Tages die junge Ana als Aushilfe hereinplatzt. Ana, obwohl leukemiekrank und als einzige der drei Augenzeugin des Krieges, ist wild und lebensfroh, was die ältlich zögerliche Ruza an ihre eigene Jugend erinnert. Ende der Geschichte.
Wer so wenig zu erzählen hat (und das Potential solch einer Konstellation absichtlich verschenkt), sollte wenigstens über die Art des Erzählens Neugierde erwecken. Aber Staka, bisher nur als Dokumentaristin tätig, fällt nicht mehr ein als das übliche TV-Format: Großaufnahme, Schärfenverschiebung, Fahrt über drei Meter. Und das alles bei einer Beleuchtung, die einen aus dem Raum treibt.
Einmal fahren Ruza und Ana in die Berge, es liegt Schnee, die Sonne scheint. Beinahe ängstlich bleibt die Kamera an den Protagonistinnen kleben, als wäre jeder Panorama-Blick bei Strafe verboten.
Das Fräulein hat nichts mit Serbien, Kroatien oder Bosnien zu tun. Oder etwa der Geschichte der jugoslawischen Flüchtlinge. Er handelt allein von der Unfähigkeit seiner Regisseurin.
Victor Lachner
Fraulein. CH/D 2005. R&B: Andrea Staka. K: Igor Martinovic. D: Mirjana Karanovic, Marija Skaricic, Ljuba Jovis, 81 Min.
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