FOUR LIONS

Gottes Idioten

Eine britische Komödie über suizidale Muslims in bester Monty Python-Tradition

Schon das Bekennervideo sorgt für Streit. Soll Waj dabei eine Spielzeugwaffe in der Hand halten oder besser nicht ("die wirkt nur so klein, meine Hände sind so groß")? Die vier Freunde, die Großes vor haben in London, streiten sich eigentlich dauernd. Dabei wollen sie vor allem Gotteskrieger werden und lernen, wie man den Kampf gegen die Ungläubigen führt.

Deshalb reisen zwei von ihnen, Omar und Waj, in ein Terrorcamp nach Pakistan. Dort allerdings werden sie von den eingeborenene Gotteskriegern bald wieder nach Hause geschickt, weil sie für alles zu blöd sind.

Daheim widmen sie sich nun im Selbstlernverfahren dem großen Terroranschlag: Anlässlich des Londoner Stadtmarathons wollen sich die vier Freunde in die Luft jagen.

In seinem Kinodebut hat der TV-Regisseur Christopher Morris nach eigenem Drehbuch etwas ganz einmaliges geschaffen: Eine politische Satire, in der es Tote gibt. Die Folgen der Dummheit versinken nicht im gnädigen Gelächter, an der Geistesschlichtheit der vier Muslime sterben Freunde und Feinde - und sie selbst. An keiner Stelle erläutert der Film, was die vier Galgenvögel auf dem Weg zum Himmel zu ihrer Tat bewogen hat. Wenn der Film beginnt, steht der Entschluss schon fest.

Seit Ein Fisch namens Wanda ist Dummheit in ihren verschiedenen Facetten nicht mehr so schön komödiantisch ausgeschlachtet worden. Um der Verfolgung zu entgehen, verschlucken die Terroristen ihre SIM-Cards (um zu erfahren, dass das sinnlos war und sie jetzt wg. "Karte im Bauch" dauernd und leicht zu orten sein werden), sie dressieren Krähen als Selbstmordattentäter, sie sprengen aus Versehen ein Schaf in die Luft, und wenn sie am Ende in grotesker Kostümierung am Marathonlauf teilnehmen, finden Komik und Tragik zu einem überwältigenden Ende zusammen.

Ebenso doof wie die Gotteskrieger stellt sich übrigens die Polizei an, die sozusagen den ganzen Film über im Hintergrund beobachtet und prompt immer das Falsche tut, die Falschen verhaftet, die Falschen erschießt und die Falschen foltert. Zu den grotesken Höhepunkten von Four Lions gehört die Diskussion über Funk zwischen einem Polizeischarfschützen und seiner Zentrale. Auf dem Dach postiert, soll der Scharfschütze einen Mann in der kostümierten Menge im Bären-Outfit finden und unschädlich machen. "Ich hab hier grad vom Dach aus einen Wookie erschossen, zählt das als Bär?".

Aus der CSU kam übrigens die Anregung, den Film in Deutschland nicht zu zeigen, da er religiöse Gefühle verletze. Fundamentalisten sind sich eben über alle ideologischen Grenzen hinweg einig darüber, dass Lächerlichkeit ihr größter Feind ist. Auch insofern ist Four Lions ein wundervolles Antidot gegen die Schrecken der Gottgläubigen. Dass sich dabei manches von selbst erledigt, erfährt man übrigens erst im Nachspann. Also: Sitzenbleiben bis zum Schluss!

Thomas Friedrich

GB 2010 R & B: Christopher Morris K: Lol Crawley D: Kayvan Novak, Nigel Lindsay, Riz Ahmed, Adeel Akhtar