TOO MUCH FLESH

Nackt und verwirrt

Ein Mädel sprengt eine Zweierkiste

Ein Mann wohnt mit einer Frau zusammen in einer Ehe, die er körperlich nie gelebt hat. Sie haben sich nie wirklich berührt. Finanzielle Gründe waren es, die sie seinerzeit zur Ehe zwangen. Dann taucht "sie" auf. Bricht ein in ein Leben, in einen Ort, in eine Landschaft, die nicht vorbereitet waren auf irgendeine Form von Veränderung.
Mit Too Much Flesh legt Jean-Marc Barr seinen zweiten Film vor, der zugleich auch sein zweiter französischer "Dogma"-Film ist. Wie schon in Lovers spielt Frankreichs Shooting Star Elodie Bouchez mit, und auch Co-Regisseur und -Autor Pascal Arnold sind wieder mit von der Partie. Eine Trilogie ist es, die das Duo Barr/Arnold mit Lovers angegangen ist, eine Trilogie der Liberté. So ist denn auch der erste der drei Filme der Freiheit der Liebe gewidmet. Der zweite nun, Too Much Flesh , steht ganz im Zeichen der Freiheit der Sexualität. Und der dritte, bereits abgedrehte, Being Light , ist von der Freiheit der Gedanken und des Geistes geprägt.
Alle drei sind sie in unterschiedlichen Ländern gedreht, wobei vielleicht am ehesten verwundert, dass man für den Dreh des zweiten Teils nach Amerika ging, ins Land der ambivalent-euphemistischen Prüderie. Wenngleich sich Barr mit seinem Anliegen auch gegen konformistisches prüdes Denken richten mag, gelingt es ihm einfach nicht, wirklich gute und überzeugende Bilder zu finden. Gewiß, die Bilder von Pascal Arnold sind brav "dogmatisch" verwackelt und verkantet, voller Reißschwenks und natürlich hübsch grobkörnig, doch was bei Lovers passen mochte, funktioniert hier nicht. Zu statisch ist diese variierte Lolita-Geschichte, die im Grunde nichts Neues erzählt und zuweilen wirkt, als würde sie hauptsächlich im Dienste der Fleischbeschau stehen.

Thilo Wydra

F 2000. R,B: Jean-Marc Barr, Pascal Arnold. K: Pascal Arnold. D: Rosanna Arquette, Elodie Bouchez, Jean-Marc Barr, Ian Brennan