FIVE MINUTES OF HEAVEN

Schuld & Sühne

Liam Neeson war mal ein IRA-Mörder

Bevor er sich die Waffe in den Hosenbund schiebt, drückt sich Alistair Little noch eben einen Pickel vorm Spiegel aus. Der Irland-Krieg der 70er ist im Drehbuch von Guy Hibbert nicht viel mehr als das präpotente Angeberspiel ein paar halbwüchsig Pubertierender. Alastair hat den Befehl bekommen, einen Katholiken zu erschießen, einen bestimmten, und der tut das eiskalt von der Straße aus, durchs Wohnzimmerfenster. Anschließend fährt er in die Disko und baggert Mädels an.

Der eigentliche Film spielt viel später, Alistair ist inzwischen ein geläuterter Erwachsener, der durch die Welt reist und Frieden predigt. Er hat für seine Morde und die IRA-Mitgliedschaft 12 Jahre im Knast verbracht, jetzt unterstützt er den Friedensprozess. Und heute soll er den kleinen Bruder jenes Mannes treffen, den er damals erschoss.

Oliver Hirschbiegel ist für diesen zweiten Teil inszenatorisch leider gar nichts eingefallen. Kamera und Schnitt folgen brav der fernsehkompatiblen Bildkadrierung, und inhaltlich lernen wir auch nicht viel mehr, als dass Versöhnung eine verdammt schmerzhafte Sache ist, weil Gewalt halt so viel Leid verursacht.

Für England und Irland _ der Film wurde für BBC Films produziert _ mag das eine innere Spannung besitzen, die außerhalb der Inseln nicht aufkommt. Diese fünf Minuten im Himmel reichen zu keiner Sekunde etwa an Pete Travis' beeindruckenden Film Endgame (2009) heran, ein Film mit vergleichbarem Thema und Budget, der von der schwierigen ersten Versöhnungsphase in Südafrika handelt.

Thomas Friedrich

UK/IR 2009 R: Oliver Hirschbiegel B: Guy Hibbert K: Ruairi O'Brien D: Liam Neeson, James Nesbitt, Anamaria Marinca