FEUERHERZ Mit großen Augen Der Film macht um die drastischen Aspekte des Lebens als Kindersoldat einen großen Bogen Sämtliche Personen sind frei erfunden" wird mit einer Einblendung beteuert, noch bevor die Titelmusik des Vorspanns erklingt. Wenig später heißt es in einem weiteren Schriftzug: "Dieser Film ist inspiriert von wahren Ereignissen." Der Definitionsverwirrung um Wahrheit und Fiktion zu Beginn von Luigi Falornis Feuerherz ist eine lange publizistische und gerichtliche Auseinandersetzung voraus gegangen. Der Film beruht auf dem Roman der deutsch-eritreischen Sängerin Senait Mehari, in dem sie ihre Zeit als Kindersoldatin in einem Militärcamp der Eritreischen Befreiungsfront (ELF) Anfang der achtziger Jahre beschreibt. Gegen den Bestseller machte das NDR-Magazin "Zapp" mobil, das schwere Zweifel an der Authentizität der Autobiografie anmeldete. Ehemalige Mitglieder der ELF, die im Buch namentlich genannt wurden, hatten eine Verleumdungsklage gegen die Autorin eingereicht, und mittlerweile hat sich der Verlag in einem außergerichtlichen Vergleich auf die Streichung wichtiger Passagen und die Zahlung einer Entschädigungssumme verpflichtet. Er erzählt die Geschichte der sechsjährigen Awet, die zunächst in einem Waisenhaus aufwächst, dann zu ihrem Vater zurückkehrt, der sie als Nachwuchskämpferin an eine der beiden rivalisierenden Befreiungsarmeen übergibt. Awets Stimme erklärt die Ereignisse aus dem Off und ihrer Wahrnehmung der Wirklichkeit folgt die filmische Erzählung. Das Mädchen ist noch zu klein, um eine Waffe zu tragen und wird in der Schule des Militärcamps von dem gutmütigen Mike'ele (Daniel Seyoum) unterrichtet. Ihr großes Vorbild wird jedoch die Kommandantin Ma'aza (Seble Tilahun), die das Kind mit ihren agitatorischen Reden von Freiheit und Gleichheit nachhaltig beeindruckt. Awet findet im Militärlager endlich die Familie, die sie bisher so schmerzlich vermisst hat. Beim Essen müssen sich die Kinder allerdings hinter den Kämpfern anstellen, und nur selten bleibt etwas für sie übrig. Awet drängt danach selbst ein Gewehr zu bekommen und als die militärische Situation sich zuspitzt werden auch die Kinder an der Waffe ausgebildet. Feuerherz meidet die drastische Schilderung der Kämpfe. Dadurch, dass er sich nicht an der Gewalt weidet, bleibt der Film für ein breiteres Publikum konsumierbar. Im Vergleich zur Realität der Kindersoldaten, die von Vergewaltigung, Missbrauch und Gewaltexzessen geprägt ist, wirkt die Geschichte allerdings beschönigend: Die glutäugige Kommandantin, der sanfte Lehrer, die unbarmherzige Ausbilderin - die Figuren werden arg monolithisch dargestellt. Martin Schwickert D 2008 R: Luigi Falorni B: Luigi Falorni, Gabriele Kister K: Judith Kaufmann D: Letekidan Micael, Solomie Micael, Seble Tilahun
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