FC VENUS

Hart am Mann

Frauen gegen Männer - jetzt auch auf dem Bolzplatz

Die Fußballweltmeisterschaft naht. Gastronomen und Hoteliers reiben sich die Hände. Filmverleiher und Kinobetreiber hingegen zittern vor weiteren Umsatzeinbrüchen.
Da kommt ein Film wie FC Venus gerade recht, der den Kampf ums lederne Ei vom Stadion ins Kino trägt.
FC Venus ist eine ungewöhnliche Mischung aus Beziehungskomödie und Fußballfilm. Auf dem grünen Rasen wird hier nicht die Schlacht Mann gegen Mann ausgetragen, eher wird dem Kampf der Geschlechter eine sportliche Arena gegeben.
Der angehende Steuerberater Paul (Christian Ulmen) wird von seinen früheren Fußballkumpels aus Berlin in seine Heimatstadt Imma abberufen. Der Stürmer der mäßig erfolgreichen Regionalmannschaft liegt nach einem Kopfballduell im Koma, und nur Paul kann den Verein vor dem verdienten Abstieg retten.
Dummerweise ist Paul mit der Bauingingenieurin Anna (Nora Tschirner) liiert, die eine bekennende Fußballhasserin ist.
Mit einer Hand voll Notlügen, gelingt es Paul, Anna zum Umzug in die Provinz zu überreden. Aber es dauert nicht lange, bis Anna hinter die wahren Umsiedlungsmotive ihres Lebensgefährten kommt.
Sie tut sich mit den Leidensgenossinnen, die von ihren Männern mit Effenberg-Bettwäsche und Kunstrasen im Wohnzimmer gepeinigt werden, zusammen, und gemeinsam verleiten sie ihre Männer zu einer Wette: Wenn die Frauen die Regionalkicker auf dem Platz besiegen, müssen diese für immer dem Fußball abschwören. Wenn sie gewinnen, dürfen die Frauen nicht mehr an deren Hobby herumnörgeln.
Die Männer sonnen sich schon im sicheren Sieg, aber die Amateursportlerinnen vom "FC Venus" mobilisieren ungeahnte Kräfte, um ihre Liebsten vom Platz zu fegen. Anna entpuppt sich als kompetente Kickerin. Ihr Vater, mit dem sie sich nach traumatischen Scheidungskinderfahrungen überworfen hat, ist ein weltbekannter Fußballtrainer, was den Drehbuchautoren Gelegenheit gibt, ein wenig küchenpsychologischen Tiefgang in die äußerst überschaubare Handlungsstruktur zu bringen.
So originell die Grundidee, die aus einem finnischen Originalskript stammt, zunächst klingt, so enttäuschend ist die Ausführung.
Ute Wieland bedient in ihrer sportlichen Geschlechterkampfkomödie ziemlich überraschungsfrei alle landläufigen Männer-Frauen-Klischees. Dabei wird allerdings sorgfältig darauf geachtet, dass die Gräben nicht zu tief ausgehoben werden, um die finale Versöhnung nicht zu gefährden.
Christian Ulmen hält hier mit gewohnt indifferenter Spielweise den Ball etwas zu flach, während Nora Tschirner nicht nur mit dem Leder, sondern auch mit der eigentlich recht moderaten psychologischen Tiefenstruktur ihrer Figur sichtbar zu kämpfen hat.
Auf die kinokulturelle Dürreperiode, die diesem Land im Zuge der WM bevorsteht, kann man sich hier schon einmal adäquat einstimmen.

Martin Schwickert

D 2006 R: Ute Wieland B: Jan Berger, Katri Manninen, Outi Keskevaari D: Nora Tschirner, Christian Ulmen, Florian Lukas