FAST FOOD, FAST WOMEN Liebe & Lügen Amos Kollek guckt wieder Frauen beim Leben zu Mit seinen tieftraurigen Frauenporträts hat sich Regisseur Amos Kollek kompromisslos und parteiisch der weiblichen Sicht auf die Welt verschrieben. Zunächst sieht in seinem neuem Film alles nach einer Fortsetzung bekannter Motive aus. Wieder New York als trubeltraurige Kulisse. Wieder Anna Thomson, die schon in den vorherigen Filmen mit ihrer fragilen Präsenz die Feuilletonisten in Aufruhr versetzte. Thomson spielt die Kellnerin Bella kurz vor deren 35.Geburtstag. Bella ist ein einfacher Mensch mit einfachen Träumen. Eine eigene Familie gehört dazu, auch wenn die Single-Metropole New York hierfür nicht das geeignete Pflaster zu sein scheint. Sie trifft auf den taxifahrenden Schriftsteller Bruno (Jamie Harris) und weist sich - um den Mann nicht zu vergraulen - beim ersten Treffen als sexversessene Kinderhasserin aus. Bruno wiederum verschweigt, dass seine Ex-Frau ihm gerade zwei Kinder hinterlassen hat, die seinen lasterhaften Lebenswandel erheblich einschränken. Noch in der selben Nacht landen die beiden im Bett und finden auch am Morgen danach noch Gefallen aneinander. Aber Großstadt-Singles sind komplizierte Wesen, die immer etwas ungeschickt mit der Dosierung von Nähe und Distanz, Gefühl und Härte, Wahrheit und Lüge hantieren. Unversehens hat sich das melancholische Frauenporträt in eine locker gestrickte Beziehungskomödie verwandelt, die sich wiederum zu einen generationsübergreifenden Liebesreigen öffnet. In dem Diner, in dem Bella arbeitet, treffen sich die Singles der alten Generation. Der Witwer Paul (Robert Modica) hat genug vom Alleinsein und bändelt per Kontaktanzeige mit der gleichaltrigen Emily (Louise Lasser) an. Sein Freund Seymour (Victor Argo) hingegen verliebt sich ausgerechnet in ein junges Peep-Show-Girl. Auch die Alten täuschen falsche Identitäten vor und schrecken vor dem amourösen Nahkampf zurück. Da müssen schon ein paar handfeste Wunder her, damit alle Beteiligten mit einem Happy End versorgt werden können. Ungewöhnlich versöhnlich präsentiert sich Amos Kollek mit seinem romantischen Episodenfilm und gibt trotzdem seinen realistischen Blick auf die Verhältnisse nicht auf. Fast Food, Fast Women rückt nicht die aufgeräumten Designer-Apartments mittelständischer Stadtneurotiker ins Bild, sondern interessiert sich für das Alleinsein der unteren Einkommensschichten. Ökonomische Unsicherheit und emotionale Verunsicherungen gehen Hand in Hand und im Alter hüpft das Herz ohnehin nicht mehr so hoch, wie man es gerne möchte. Hier ist das Glück eine Angelegenheit mit Rissen und Sprüngen, und das ist weitaus interessanter als die romantischen Hochglanzentwürfe Hollywoods. Martin Schwickert USA 2000 R&B: Amos Kollek K: Jean-Marc Fabre D: Anna Thomson, Jamie Harris, Louise Lasser
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